Sonntag, 5.8.: Heute steht ein Fahrtag auf dem Programm. Wir haben uns entschieden, doch eher die NP im Osten zu besuchen als weitere Städte. Mit Mittagspause schaffen wir es bis ca. um 3 Uhr nach Bialowiezca. Dort holen wir Infos ein über die Umgebung und den NP. Danach checken wir auf einem Camping ein und fahren mit dem Rad noch einmal ins Zentrum zu Kaffee und Kuchen – gibt es in einem Kunstcafé. Morgen werden wir per Rad durch die Gegend fahren, natürlich zum Wisentgehege und vielleicht zu einem Freilichtmuseum. Wahrscheinlich schließen wir uns dann auch einer Führung an, da man sonst wohl kaum einen Eindruck von diesem Urwald bekommt. Die Fahrstrecke heute war nicht unangenehm, die Landschaft etwas netter, wenn auch weiterhin eher langweilig.
Montag, 6.8.: Es ist schönes Wetter, nachdem in der Nacht einige Gewitter durchgezogen sind, die uns aber nur gestreift haben. Allerdings ist es schon am Morgen heiß. Wir radeln zum Tiergehege, wo wir, obwohl es schon fast ½ 10 Uhr ist, noch bei den ersten Besuchern sind. Die Anlage ist eher bescheiden, man kann eigentlich keine Tiere ohne Zaun oder Gitter sehen und die Wildpferde tragen Zaumzeug. Es muss trotzdem die große Attraktion der Gegend sein, denn davor gibt es zahlreiche Souvenirshops. Zurück beim Auto beschließen wir weiterzufahren, da wir nicht unbedingt in der Mittagshitze durch einen Urwald mit Millionen Gelsen wandern wollen. Gegen Mittag erreichen wir den Narew-NP, ein breites Flussgebiet. Wir finden zwar einen im Reiseführer empfohlenen Ort, jedoch nicht den dortigen Quartieranbieter, der auch Bootsfahrten etc. machen sollte. Interessanterweise fehlt überhaupt ein Haus mit der gesuchten Hausnummer in diesem kleinen Ort. Auch an der Brücke, die hier über den Fluss führt für Spaziergänger, was eigentlich ganz nett wäre, scheitern wir, sie endet in einer Baustelle. Angeblich gibt es eine Ausweiche, aber die sehen wir nicht. Da es inzwischen extrem heiß ist, erscheinen uns die masurischen Seen zunehmend verlockend. Am späten Nachmittag kommen wir in Ruciane-Nida an und quartieren uns auf einem Camping ein, der zwar Ostblock-Flair hat, dafür aber sehr billig ist. Wir stehen schön unter Föhren, sehen auf den Bootshafen und können auch gut im sehr schönen Niedersee schwimmen gehen. Abends genießen wir Räucherfisch und plaudern dann die halbe Nacht mit einer Familie aus der Gegend von Leipzig, die auch mit einem Mercedesbus (größer und älter als unserer) unterwegs sind. Sie waren eine Woche auf der Krutyna paddeln und es hat ihnen total gut gefallen. Lustigerweise heißen sie mit Vornamen Gabi und Christian.
Dienstag, 7.8.: In der Nacht regnet es ordentlich. Doch der Tag ist recht schön, wenn auch wechselhaft und angenehm kühler. Gegen Mittag starten wir zu einer Radtour rund um einen See. Sie führt zuerst überwiegend durch Wald, dann mittels einer Fähre ans andere Ufer – hier sieht man etwas vom Wasser – und dann wieder durch den schönen Wald, jetzt allerdings auf Forstwegen mit oft sandigen, aber trotzdem harten Untergrund. Schließlich erwischt uns ein Regenschauer knapp vor Iznota. Nicht allzu nass flüchten wir dort einmal ins Restaurant, wo wir sehr gut und gar nicht so teuer essen. Danach scheint wieder die Sonne und wir sehen uns „Galindia“ an: Die ganze Anlage ist im Stil der Galinder, einem mittelalterlichen pruzzischen Stamm, gestaltet mit sehr vielen interessanten Holzschnitzereien. Viele der großen Statuen zeigen Motive, die an die nordische Mythologie erinnern. Das der Platz auch wunderschön am Seeufer liegt samt Feuerstelle mit Bar und Musik ist ein weiterer Pluspunkt. Als wir noch erfahren, dass man auch hier Kanus mieten kann, ist unser weiteres Programm klar. Nun radeln wir wieder zurück nach Nida, wo wir noch der Beschilderung zu einem Jachthafen folgen. Vorbei an bescheidenen Häuschen und auf holprigem Weg kommen wir zu einer funkelnagelneuen Anlage. Dort gibt es leckere Palatschinken und außerdem Internet. Abends koche ich gerne, da es in unmittelbarer Nähe des Campings keine verlockenden Lokale gibt.
Mittwoch, 8.8.: Am frühen Vormittag fahren wir nach Iznota/Galindia und checken ein. Der Campingplatz ist für die Lage nicht zu teuer, man hat total viel Platz dort. Um 11 Uhr startet unsere Kanutour. Wir werden nach Ukta gebracht, dort enden viele Tagestouren, obwohl der Fluss von dort weg besonders schön ist. Die Krutyna fließt sehr langsam, die Ufer sind meist von Schilf bewachsen oder es geht durch schönen Wald. Es ist unterschiedlicher Mischwald und auch reiner Birkenwald, das müsste im Herbst besonders schön sein. Die Fahrt ist sehr geruhsam, man muss zwar schon meist paddeln, aber nicht allzu viel steuern, es gibt wenig Hindernisse. Hübsch sind zahlreiche blaue Libellen. Das Wetter ist weiterhin wechselhaft, bald nach der Abfahrt gibt es einen heftigen Schauer, aber wir haben zum Glück Regenjacken mit. Dann scheint wieder die Sonne, es ist warm genug und wir werden bald wieder trocken. Nach gut 10 km kommen wir zu einer Brücke, dort gibt es ein kleines Lokal mit Campingplatz, wo wir eine Pause machen und uns eine Portion Piroggen teilen. Die weitere Fahrt führt dann auch über zwei kleine Seen, wo zahlreiche Schwäne sind, wieder durch ein sehr schönes Waldstück und endet schließlich im See, wo wir bald die Bucht von Galindia erreichen. Es ist angenehm, dass wir am Ziel ankommen und nicht auf eine Abholung warten müssen. Netterweise treffen wir auch die Deutschen wieder und so plaudern wir noch angeregt, zuerst beim Kaffee und dann am Abend beim Lagerfeuer. Uns gefällt der Platz so gut, dass wir noch einen weiteren Tag hier anhängen.
Donnerstag, 9.8.: Wir schlafen uns aus. Das Wetter ist etwas kühler und weiterhin unbeständig. Wir radeln zum kleinen Weiler Kadzidlowo. Weil wir zum Teil auf Waldwegen dorthin unterwegs sind, ist es ein gewisser Schock, als plötzlich Scharen von Menschen vor uns auftauchen. Aber da es dort einen privaten Zoo mit Streicheltieren gibt, ist der Andrang vor allem von Familien wohl begründet. Was uns jedoch gefällt, ist das kleine Freilichtmuseum daneben, das wir von außen betrachten, und das dazugehörige herzige Gasthaus, wo gar kein besonderer Andrang herrscht. Wir stärken uns mit einer Suppe, bevor wir weiterradeln. Unser Ziel ist eine orthodoxe Kirche bei Wojnowo, die wir – nachdem wir einen Regenguss überstanden haben – auch finden. Allerdings ist sie eingerüstet. Nun biegen wir auf einen hübschen Feldweg ab und erreichen nach einem besonders schönen Abschnitt ein wieder errichtetes Forsthaus, das jetzt ein Restaurant ist. Hier gönnen wir uns Kaffee und Dessert, dann radeln wir wieder zurück. Dieser Radausflug war schöner als der erste, weil er weniger durch Wald geführt hat. Wir essen heute im Auto, dann setzen wir uns wieder ans Lagerfeuer, obwohl es etwas kühler geworden ist.