Sonntag, 28. Oktober 2012

Chile 2012–Teil2


Montag, 22.10.: Wir sind eher früh auf, das Wetter ist schön. Zur Weiterfahrt wählen wir eine andere Route, zuerst sind 20 km etwas holprig, aber dann ist die Straße sogar besser als die andere Zufahrt. Es geht wieder durch ein Trockental, es gibt hier kaum Vegetation. Auf der Ruta 5, der Panamericana, geht es dann wieder etwas flotter Richtung Norden. Im nächsten größeren Ort Vallenar machen wir einen Tankstopp und essen ein Sandwich sowie eine gute Torte. Da der Ort mittelgroß ist, wollen wir einen Hardware-Shop suchen, da es uns nötig erscheint einen Benzinkanister zu erwerben; unser Autotank fasst genau 40l, der Verbrauch scheint etwa bei 8l zu liegen und im Norden, auf dem Altiplano kann es sein, dass es länger als 500km zur nächsten Tankstelle sind. Im Ortszentrum finden wir dann zwar einen großen Supermarkt (Einkauf auch nötig), aber nirgendwo was fürs Auto; es liegen aber noch einige Orte vor uns. Der Nachmittag vergeht dann mit Fahrt durch die Wüste. Entlang der Strecke gibt es wirklich nichts, nur Sand und Steine. Zwischen den Städten gibt es auch kaum Stopp-Möglichkeiten, nur sehr selten winzige Buden, wo man etwas trinken (oder essen???) kann. Nebenbemerkung für alle Damen, die solche Fragen interessieren: Es gibt auch keine Klos, nur an den Tankstellen (auch nicht immer), so circa alle 250km. Schließlich geht es vom Landesinneren zur Küste, die allerdings auch kaum grüner ist, dafür ist es ein bisschen diesig, oft ist es hier auch nebelig. In Chanaral tanken wir nochmals, dann ist auch schon, so gegen 18 Uhr, unser Tagesziel, der NP Pan de Azucar erreicht. Hier gibt es in einer herrlichen Bucht wirklich gepflegte und nett angelegte Campingplätze. Wir bezahlen Gebühr wie angegeben, werden aber ausnahmsweise nicht genau registriert. Bei schönem Sonnenlicht schaffen wir es noch, das Zelt aufzubauen, ein Steak zu grillen und nebenbei neugierige Wüstenfüchse zu fotografieren. Da der Zeltplatz auch einen Windschutz hat, können wir auch länger im Freien sitzen bleiben. War zwar ein langer Fahrtag (ca. 500km), aber dafür ein schöner Abend. 20121022_DSC0567


Ein wenig Sandsturm zur Begrüßung

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Zeltplatz mit Sonnen und Windschutz

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Wüstenfuchs
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Dienstag, 23.10.: Auch am Morgen scheint die Sonne, wieder können wir die Füchse beobachten. Danach unternehmen wir eine Wanderung, um die typische Vegetation hier an der Küste zu betrachten. Auch hier werden wir ein Stück von einem neugierigen Fuchs begleitet, was sehr nett ist und passende Motive bietet. Der Weg führt bequem in etwa 2km hinauf zu einem Aussichtspunkt. Typisch ist, dass Nebel einfällt, der hier für Feuchtigkeit sorgt, sodass es recht viele unterschiedliche Pflanzen gibt, von denen viele auch gerade blühen. Dieses Gebiet ist tatsächlich faszinierend, denn einige Kilometer weiter herrscht dann völlige Wüste, es wächst absolut nichts mehr!



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Da wir kurz nach Mittag mit der Tour fertig sind, wollen wir so weit Richtung Norden fahren, wie noch möglich. Bei Taltal biegen wir wieder zur Küste ab, obwohl das ein Ferienort sein soll, ist es hier wenig einladend, auch wenn es einen gepflegten Strand gibt. Allerdings ist derzeit sicher keine Badesaison, es ist nicht gerade heiß, vor allem, wenn Wolken aufziehen. Meist weht auch kräftiger Wind.
Heute finden wir die Fahrt zunehmend anstrengend, Christian hat Bauchweh (zuviel Steak, zu wenig Wasser), ich bekomme allmählich Kopfweh, weil ich die meiste Zeit fahre. Trotzdem erreichen wir so gegen 18 Uhr die große Stadt Antofagasta, wo wir übernachten wollen. Leider sind die ersten beiden Hotels, die im Reiseführer empfehlenswert klingen, ausgebucht, auch ein drittes, wo wir hingewiesen werden, hat nichts mehr. Die Chefin dort ist aber extrem hilfsbereit, zuerst findet sie für uns telefonisch ein Zimmer, dann lotst sie mich hin, indem sie mitfährt (am Plan hat sie es nicht einzeichnen können, obwohl es eh nicht so schwer zu finden gewesen wäre). Jedenfalls haben wir dann eine einfache, aber nicht unpraktische Unterkunft nahe der Markthalle. Parken muss ich das Auto in der Garage des nahen Supermarkts, der 24 Std. geöffnet hat. Nach dem Duschen gehen wir noch zur Markthalle, um eine Kleinigkeit zu essen. Weniger erfolgreich ist mein Spanisch dann in der Apotheke, denn statt einem Mittel gegen Verstopfung kriegen wir eins gegen Durchfall. Aber vielleicht löst sich das Problem eh von allein… Mittwoch, 24.10.: Während Christian sich noch etwas ausruht – es geht aber schon wieder besser – frühstücke ich, kaufe ein bisschen ein und hole das Auto. Dann geht es auf der Küstenstraße entlang nach Norden. Bis Iquique, unserem Tagesziel, sind es 400km. Die Strecke ist ganz gut zu fahren, etwas abwechslungsreicher als durchs Landesinnere, obwohl auch hier völlige Wüste herrscht, meist in Form von Steinen. Zwischendurch durchziehen aber auch rote oder schwarze Felsbänder die Schotterflächen. Im Meer gibt es auch weiße Klippen und helle Sandstrände. Sonne scheint kaum, es herrscht der typische Küstennebel, was fürs Autofahren aber sehr angenehm ist, da wir dann keine Klimaanlage einschalten müssen. Auch kommen wir an mehreren Fischeransiedlungen, Minen usw. vorbei, die zwar nicht gerade hübsch, aber typisch sind. Auffällig ist etwa ein alter Friedhof, bei dem wir einen Fotostopp einlegen: Er ist großteils verfallen, aber einige Gräber sind gepflegt (mit Plastikblumen und Stofftieren), die noch lesbaren Inschriften weisen allerdings aufs frühe 20.Jh. hin. Auch gibt es an der Küste viele Seevögel. An einem Strandabschnitt etwa sitzen unzählige Pelikane und noch viel mehr Möwen dicht an dicht – eine solche Menge haben wir bisher kaum noch wo gesehen! Nach diesem lohnenden Beobachtungsstopp ist es gar nicht mehr so weit und wir sind dann gegen 17 Uhr in Iquique. Heute klappt es – gleich beim ersten Versuch kriegen wir ein Zimmer in einer einfachen, aber netten Herberge. Das Bad ist zwar extra, aber Internet usw. gibt es, auch Frühstück und das alles für 30€ insgesamt. So haben wir noch Zeit für einen Stadtbummel. Die Fußgängerzone führt durch den historischen Stadtteil, wo in den 20er Jahren die „Salpeterbarone“ ihre Villen erbaut haben. Viele der Holzhäuser sind renoviert, es gibt aber auch noch einiges, was man herrichten könnte. Hübsch sind die Holzgehsteige. Im Zentrum gibt es sogar ein Stück Straße, wo die Leitungen unterirdisch verlegt worden sind, was in Chile sehr unüblich ist. Man merkt, dass es hier Tourismus gibt, denn es gibt einige Märkte, wo man recht günstig Alpaca-Pullover kaufen kann. Schließlich gelingt es uns sogar – wieder mit Hilfe einer Dame, die uns hinführt – in einem winzigen Laden ein USB-Kabel nachzukaufen, da eines von unseren nicht mehr funktioniert. Anschließend wählen wir ein sehr hübsches Lokal fürs Abendessen, wo es eher ausgefallene Speisen gibt. Sehr gut ist etwa ein Quinoa-Salat, aber auch der Fisch auf Andenart oder das Lama-Stroganoff sind recht gut. Als sehr sättigend erweisen sich allerdings die frischen Fruchtsäfte, die wir hier trinken: Mango, Melone oder etwas zu süß – Erdbeere. Jedenfalls werden wir gut satt und ziehen uns zufrieden an den Computer zurück. Ich buche für die übernächsten Nächte die empfohlene Terrace Lodge in Putre, an die Codpa Valley Lodge schicke ich ein Email.
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Donnerstag, 25. 10.: Nach einer ganz guten Nacht (da war es in der Stadt zum Glück ruhig) essen wir Frühstück (einfach, Selbstbedienung, aber dadurch ausreichend), ich lasse in der Codpa Lodge anrufen, da das Mail nicht beantwortet wurde, sodass wir ein Zimmer für heute fix haben. Schließlich brauchen wir noch Benzin (incl. Reservekanister) und Geld, beides erledigen wir (an zwei verschiedenen Tankstellen). Dann geht es wieder hinauf in die Wüste. Weit über 100 km ist es wirklich eine wüste Landschaft, wo überhaupt nichts wächst, die Atacama ist wirklich die ödeste Wüste, die man sich vorstellen kann! Danach geht es aber durch einen Hain von Tamaruga-Bäumen, eine Akazienart, die offensichtlich unter unwirtlichsten Bedingungen wächst. Landschaftlich interessant ist auch ein äußerst tiefes Flusstal, in das die Straße hinunterführt. Hier gibt es auch Geoglyphen zu sehen. Im Talgrund wächst auch ein bisschen Grün. Danach geht es wieder lang bergauf und bald zweigt die Asphaltstraße nach Codpa ab. Wir nähern uns allmählich den Bergen, zaghafte Vegetation, etwa Kandelaberkakteen, ist zu erkennen. An einer Stelle gibt es viele Steintürmchen, die hier zu Ehren der Pachamama aufgehäuft worden sind. Zuletzt geht es hinunter in einen engen Canyon, wir sehen die grüne Oase von Codpa. Hier wächst sogar Wein mitten in der Wüste! Bei der Lodge stehen wir allerdings vor einem verschlossenen Tor, das Anläuten bringt nichts. Aus einem ersten Telefongespräch werde ich nicht ganz schlau, ich verstehe nur, dass der Verwalter (?) in Arica unterwegs war. Bei der Reservierungsnummer erreiche ich eine Frau, deren Spanisch ich recht gut verstehe. Sie erklärte mir, dass der Verwalter in etwa einer ¼ Std. von seiner Einkaufstour zurück sein werde. Anscheinend gibt es um diese Tageszeit (½ 4 Uhr nachmittags, Siesta…) kein weiteres Personal. So sehen wir uns also den winzigen Ort an, der einige urige Gassen und eine hübsche Kirche hat, aber auch ziemlich verwaist wirkt. Dann können wir aber tatsächlich um 16 Uhr unser Quartier beziehen. Das Zimmer ist wirklich sehr schön, auch die ganze Anlage, wenn auch einige Details renovierungsbedürftig erscheinen. Erstaunlicherweise ist der Swimmingpool ausreichend sauber und warm zum Schwimmen.
Nachdem wir uns ein bisschen ausgerastet haben, fahren wir noch nach Guanacagua, dem Nachbarort, wo es eine wirklich ausnehmend hübsche Adobe-Kirche gibt. Auch können wir die Plantagen entlang des kleinen Flüsschens betrachten.
Zum Abendessen gibt es Erbsensuppe, Lachs und Eiscreme, einfach zubereitet, aber gut, wenn auch nicht wirklich originell. Anschließend plaudern wir mit einem bairischen Ehepaar, das auch hier übernachtet, sie können einiges erzählen, da sie schon viel in Südamerika herumgereist sind.
Wieder im Zimmer, haben wir dann für 2 Stunden elektrischen Strom, mehr gibt es hier nicht, aber das ist schon ok, wir müssen ohnehin genug schlafen!



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Blick auf Iquique

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Petroglyphen
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Blick auf Codpa mit der Lodge
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Freitag, 26.10.: Das Frühstück ist ok, danach wollen wir aufbrechen. Da erfahren wir, dass ein Stück Straße gesperrt ist, zum Glück gibt es eine Umfahrungsmöglichkeit. Der Chef der Anlage lotst uns und die Bayern zur Abzweigung, dann geht es ein paar Kilometer lang eine wilde Piste stellenweise steil hinunter, dann sind wir wieder auf der gekennzeichneten Straße. Bald danach sind die Petroglyphen von Cerro Blanco angeschrieben. Wir laufen ein wenig herum, bewundern den kleinen Bach mit seiner beeindruckenden Vegetation, können aber keine Felszeichnungen sehen – erst am Rückweg, fast schon an der Straße, sehe ich, dass sie auf Felsbrocken drauf sind, die auf einem Abhang herumliegen. So können wir sie uns also noch bequem ansehen, wenn auch auf einem steilen Steig. Wir schnaufen ein bisschen, denn im windstillen Flusstal ist es am frühen Vormittag schon heiß.


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Die Straße ist zunächst von guter Qualität, sogar mit einem Belag für ein Stück, und führt allmählich höher. Nach dem nächsten Ort wird sie jedoch stellenweise holprig, vor allem geht es viele Male hinunter in ein Flusstal und auf der anderen Seite wieder hinauf. Die wenigen Ansiedlungen sind natürlich in diesen Flussoasen. Insgesamt wird die Landschaft jedoch immer grüner, je höher wir hinaufkommen. Zunächst gibt es vereinzelte Kandelaberkakteen, bald aber sind die Hänge von verschiedenen Kakteen, die auch z.T. blühen, und Sträuchern bedeckt, auch blühende Polsterpflanzen wachsen hier. Diese Vegetation lädt zu einigen Fotostopps ein. Auch tauchen in der Ferne die ersten Schnee bedeckten Berge auf.


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Kandelaberkakteen
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Die Vegetation ist etwas anhänglich


Belen ist eine etwas größere Ortschaft, die jedoch auch nicht gerade belebt wirkt. Sie hat aber zwei ganz schöne Kirchen, eine mit einem verzierten Portal, die andere mit einem Strohdach, dazu schöne kleine Glockentürme. So bietet eine kurze Runde durch den Ort, der etwas über 3000m hoch liegt, einige Motive und Gelegenheit, sich allmählich an die Höhe zu gewöhnen.

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Ein Stück später leuchtet dann die Tankuhr auf, wir füllen also unseren Reservekanister ein. Viel weiter als 450km würden wir hier heroben sicher nicht mit dem Tank kommen!
Bald danach ist die Asphaltstraße erreicht, auf der dichter und gefährlicher LKW-Verkehr herrscht, so kommt uns ein Laster in einer unübersichtlichen Kurve entgegen, es geht sich zum Glück aus. Die Landschaft ist aber großartig, nach weiteren 30km blicken wir auf Putre, das in einem grünen Talkessel vor der Nevada de Putre (ca. 5700m, Schnee bedeckt) auf ca. 3500m Seehöhe liegt. Wir finden auch gleich die Terrace Lodge, die klein und hübsch ist. Sehr angenehm ist jedoch die Chefin, die fließend Englisch spricht und auch viele Informationen zu bieten hat, sodass wir unseren Aufenthalt gut planen können. Weil hier alles passt und weil es in der Nähe so viel zu tun und anzusehen gibt, hängen wir gleich eine 3. Übernachtung an. Die Lodge kostet etwa die Hälfte der Codpa Valley Lodge bietet aber etwas mehr Komfort. Nachdem wir ausführlich geplaudert haben, spazieren wir gegen 6 Uhr hungrig durch den Ort, vor 7 Uhr kann man aber nicht essen gehen, nach 8 Uhr auch nicht mehr – ziemlich enger Zeitrahmen, aber schon ok. Rund um die nett hergerichtete Plaza (vom optischen Gesichtspunkt her stehen allerdings zu viele Masten herum) gruppieren sich 2 Restaurants, einige Kunsthandwerk/Souvenirläden und Lebensmittelgeschäfte. Ich erstehe eine schöne Tischdecke. Schließlich gehen wir essen, es gibt einen großen Topf Nudelsuppe, Salat, Brot, als Hauptgericht Alpacafleisch mit Reis (sehr zart und gut). Mit den Getränken (Limo und Wasser, auf Alkohol verzichten wir in dieser Höhe) zahlen wir gerade knapp 15€, hier ist es also trotz eines gewissen Tourismus nicht gerade zu teuer! Als wir aus dem Lokal kommen, beleuchtet noch tolles Abendlicht die Berge – sehr viel versprechend!
Auch fragen wir noch nach, tatsächlich kann man hier Benzin (sozusagen pro Kanister à 20l) kaufen, das beruhigt, sonst könnten wir hier nämlich nichts unternehmen. Tankstellen gibt es hier nämlich nur in den beiden Küstenstädten Arica und Iquique, die auf direkter Route 300km auseinander liegen, im gesamten Altiplano dahinter gibt es keine einzige Tankstelle, allerdings wissen wir jetzt, dass man Benzin bestellen oder eben wir hier im Geschäft kaufen kann, was entscheidend ist.

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Samstag, 27. Oktober 2012

Chile 2012–Teil1

Dienstag, 16.10.: Wir kommen nahezu pünktlich, etwa gegen ½ 10 Uhr morgens Ortszeit in Santiago an. Das Warten aufs Gepäck ist wie immer lang und nervig, aber beide Reisetaschen tauchen ganz auf. Auch die Abholung durch Seelmann/Autovermietung klappt. Das Wetter ist strahlend sonnig und heiß. Als wir dann aber den Papierkram erledigen, gibt es ein Problem – unsere monatlichen Kreditrahmen sind nicht ausreichend, da wir auch die gut 4200.-€ teure Galapagos Reise bezahlt haben, und Mastercard offensichtlich meine gewünschte Erhöhung des Kreditrahmens nicht durchgeführt hat. Da wir auch nicht mit unseren Handys ins Ausland telefonieren können (bei manchen Handyfirmen in Chile ist zu der internationalen Kennung 043 noch eine weitere nötig, die aber bei jedem Anbieter anders ist), bleibt uns schließlich nichts anderes übrig, als ins Stadtbüro von Seelmann zu fahren. Auf der Fahrt habe ich zumindest Gelegenheit gleich meine Spanischkenntnisse zu testen, denn mein Fahrer plaudert fröhlich die ganze Zeit, ich verstehe gar nicht so wenig, wenn auch nicht alles. Im Büro werden wir dann von Tiemo Speckhardt, einem Deutschen, betreut und nach zwei Telefonaten mit Paylife gelingt es endlich, die Automiete (es sind weniger als 3000 € für die 64 Tage) abzubuchen. Jedenfalls haben wir wieder etwas für zukünftige Reisen gelernt – den Kreditkarten-Rahmen sollte man auf alle Fälle vorher checken und ggf. erweitern! Am frühen Nachmittag geht es dann weiter, zunächst bis zu einem ganz modernen neuen Einkaufszentrum mit interessanten archetektonischen Spielereien (Wasserfall). Nach einem Lunch (Salat) kaufen wir groß ein, wir müssen ja auch fürs Camping gerüstet sein. Alles in allem dauert das wieder 2 Stunden. Leider erwischen wir dann beim Weiterfahren die falsche Abfahrt und so irren wir noch einige Zeit herum, bis wir endlich mit Hilfe einer Karte und GPS am Handy die richtige Ausfallstraße treffen (im Bereich der Stadtautobahnen ist die Beschilderung eher unklar für Fremde oder nicht vorhanden). Deshalb erreichen wir erst am Abend unser Tagesziel, den kleinen Ort Olmue am La Campana-NP. Zum Glück gibt es dort eine gewisse Auswahl an Quartieren, wir finden ein Hüttchen um ca. 35€ incl. Frühstück für beide zusammen, sogar mit Dusche und WC. Essen gibt es allerdings keines mehr. Zum Glück haben wir genug eingekauft. Der Tag war also deutlich länger als geplant, aber das ist ja am Anfang einer Reise meistens so… Mittwoch, 17.10.: Nach dem Frühstück (bescheiden, aber immerhin) fahren wir die letzten 3 km zum NP; dort werden wir äußerst freundlich empfangen. Gleich danach wissen wir, dass es richtig war, einen Jeep zu mieten, den die Piste zu den Zeltplätzen ist nur für Allradfahrzeuge zu bewältigen! Wir stellen das Zelt auf und gehen wandern. Da es heute den ganzen Tag neblig ist, widmen wir uns der Botanik. Im NP gibt es zahlreiche Blütenpflanzen, die hübsche Motive bieten. Außerdem sehen wir auf dem ersten Spaziergang auch Kolibris.








Bei der Mittagsjause läuft dann allerdings eine fette Vogelspinne unterm Tisch durch, was nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Anschließend gehen wir noch eine größere Runde. Von der Vegetation her ist dies einer der interessantesten Nationalparks und wir sind mit unserem ersten Tag sehr zufrieden. Abends grillen wir. Nach einem längeren Kampf mit dem eingerosteten Brenner ist auch unser Trangia-Kocher wieder einsatzfähig. Jedenfalls fallen wir bei Sonnenuntergang müde ins Zelt.

 



Donnerstag, 18.10.: Wir schlafen aus, frühstücken, leider immer noch unter Hochnebel. Dann begleichen wir unsere Rechnung und bekommen unsere gewünschten NP-Pässe: Damit können wir fast alle NP in Chile besuchen, ab dem 5. NP sozusagen gratis. Die nette Rancherin verrechnet nichts fürs Camping (Sonderkondition für die ersten Österreicher, die einen NP-Pass erwerben?). Im Ort gehen wir noch mal einkaufen, all das, was wir beim ersten Großeinkauf vergessen haben. Danach finden wir bei einer Tankstelle einen Internetzugang, wo wir die restlichen Landkarten aufs Handy laden können, die sind doch sehr wichtig und äußerst gut gemacht (City Maps als Android Version um ca 4.-€) Außerdem kaufen wir eine – wenn auch nicht allzu genaue – Straßenkarte. So ist es schon Mittag, als wir gen Norden weiterfahren. Ein Teil der Strecke geht zügig über die Autobahn. Danach fahren wir auf guten Straßen über den Ort Illapel ins Landesinnere und erreichen gegen 16 Uhr die Riserva Nacional Las Chinchillas. Hier leben wieder Chinchillas in freier Wildbahn. Die putzigen Tierchen, die in Chile endemisch sind, waren bereits völlig ausgerottet. Auch hier werden wir herzlichst empfangen. Wie schon im letzten NP bin ich froh, dass ich ein bisschen Spanisch kann, sonst geht hier gar nichts. Wir stellen unser Zelt unter Akazien auf. Inzwischen strahlt die Sonne und wir sind auf den letzten 100 km offensichtlich schon ins semiaride Klima gewechselt. Danach drehen wir eine gemütliche Runde auf einem gut angelegten Naturlehrpfad zwischen Kakteen. Da es noch schön warm ist, zünden wir wieder ein Grillfeuer an; heute schmeckt das Essen noch besser, weil das Klima angenehmer ist. Den zweiten Naturlehrpfad schauen wir uns nur an, für einen Spaziergang ist es schon zu spät geworden. Wir sind müde genug, früh ins Zelt zu kriechen. Freitag, 19.10.: In der Früh, nach Frühstück und Zeltabbau, besichtigen wir noch das Nocturama. Es ist zwar klein, aber wir können hier die unterschiedlichen kleinen Nagetiere sehen, die in der Wüste leben, nicht nur Chinchillas, sondern auch verschiedene „Ratons“, zum Teil recht winzig, die auf Kakteen klettern. Da sie alle nachtaktiv sind, besteht kaum Chance, dass man sie in freier Wildbahn erblickt.

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Die Weiterfahrt erweist sich als landschaftlich sehr schön, aber ausgesprochen kurvenreich. Nach deutlich längerer Fahrt als erwartet passieren wir den Ort Ovalle. Danach geht es ins Tal des Rio Hurtado. Direkt an der Strecke liegt das Monumental Nacional Pichasca, das wir uns deshalb nicht entgehen lassen (für die Zufahrt ist der Jeep wieder sehr nützlich). Wegen einer Baustelle müssen wir zwar zusätzlich gut ½ Std. mehr gehen, aber die Landschaft ist lohnend. Wieder führt ein gut angelegter Lehrpfad mit Schautafeln durch das Gebiet. Wir sehen versteinerte Araukarienbäume, Stellen, wo man Dinosaurierknochen gefunden hat, einen nachgebauten Dino und einen beeindruckenden Felsüberhang, wo man Felsgravuren gefunden hat. Dazu gibt es schöne Ausblicke ins grüne Flusstal mit Weingärten und die bunten Berge dahinter.

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versteinerter Baumstamm
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Wer findet den Saurier?
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Da es jetzt schon 4 Uhr vorbei ist und die Strecke nun auf schmaler und noch kurvenreicherer Sandstraße weiterführt, beschließen wir, eine empfohlene Übernachtungsoption, die Hacienda Los Andes, anzusehen. Das ist zwar kein Billig-Quartier, aber der erste Eindruck ist so angenehm, dass wir gerne bleiben. Der Hof (v.a. für Reiter) liegt im Flusstal umgeben von nahezu subtropischer Vegetation mit einem herrlichen Innenhof. Nach Bezug unseres Zimmers gehen wir noch am Bach spazieren. Dann gibt es Abendessen, das zwar nicht speziell, aber doch sehr gut ist (Tomatensuppe, Hühnchen mit Sauce, Erdbeercreme). Wir sind zunächst die einzigen Gäste, später kommt noch ein Paar an. Wir genießen den Abend, leider ist auch die Chefin nicht anwesend, sodass wir keine Tour im dazugehörigen privaten Observatorium (!) machen können. Dafür schlafen wir sehr gut.

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Samstag, 20.10.: Gut ausgeschlafen gönnen wir uns ein wirklich angemessenes Frühstück (die Hacienda gehört deutschen Besitzern, deshalb gibt es auch eine deutsche Praktikantin, mit der wir plaudern können, und eine Frühstücksbuffet). Danach beschließen wir, eine Wanderung zu machen, weil uns die Landschaft hier ausgesprochen gut gefällt und weil wir die markierten Wanderwege nutzen wollen. Begleitet vom braven Haushund geht es zunächst entlang einer Quebrada (trockenes Flusstal) bergauf. Die Kakteen und stacheligen Büsche heben sich von den felsigen Bergen und dem grünen Flusstal schön ab. Nach gut einer Stunde kommen wir hinunter zu den Pferdeweiden am Fluss. Auf dem Rückweg rasten wir uns auf „Noodie-Island“ mit Bambusliegen aus, baden geht aber nur der Hund, so heiß ist es nun doch noch nicht, obwohl die Sonne schon kräftig strahlt. Zu Mittag machen wir noch einen Internetcheck (immer noch kein funktionierender Kreditrahmen!), bevor wir wieder losfahren.

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Bis Vicuna im Valle del Elqui sind es laut Angabe knapp 50 Kilometer; die Straße ist aber eher eine Piste mit unzähligen engen Kurven. Zunächst geht es hoch hinauf über einen Pass, es folgen aber noch zwei weitere Übergänge und zahlreiche Windungen durch Flusstäler. Zweifellos mühsam zu fahren, aber landschaftlich vom Feinsten: Bunte Felsen, grüne Täler mit Weingärten – einsame Landschaft; während 2 Stunden Fahrt (und ca. ½ Std. Fotostopps) begegnet uns genau ein Fahrzeug! Die Straße sollte zwar angeblich für PKW befahrbar sein, aber wir sind sehr froh einen Jeep zu haben, es ist stellenweise recht steil und rau. Weil der Tag schon fortgeschritten ist, wollen wir in Vicuna übernachten und finden auch bald ein empfohlenes Quartier: Hostal Valle Hermoso: altes Haus mit Patio, hübsches Zimmer (DZ mit Bad und Frühstück ca. 40€). Nach Reservierung und Plaudern ist es ca. 16 Uhr. So beschließen wir, doch das laut Reiseführer so sehenswerte Valle del Elqui zu besichtigen. Das Tal ist ganz nett, aber nicht so ursprünglich wie das Valle Hurtado gestern, dafür ist die Straße besser. Wendepunkt der Strecke ist das „Künstlerdorf“ Horcon, wo es zwar ein paar ganz nette Dinge gibt, uns ist es aber zu touristisch. Im Dorf Pisco, das auch nur mäßig sehenswert ist, gehen wir dafür gut, typisch und recht günstig essen, was unsere Stimmung sehr steigert (erste Mahlzeit seit dem Frühstück). Im Vergleich zur Strecke gestern und heute zuvor war dieser Ausflug optisch nicht wirklich lohnend, aber das weiß man vorher ja nie. Zurück in Vicuna ist dafür noch Zeit für einen netten Bummel; hier finde ich auf dem Markt sogar eine hübsche Kette. Dann kosten wir einen Pisco Sour (National-Aperitiv) und futtern noch Empandas (Teigtaschen, typischer Snack). Im Quartier schaffen wir es dann sogar noch, die Computer einzuschalten.

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Sonntag, 21.10.: Das Frühstück ist sehr nett, viel frisches Obst! Danach fahren wir zügig zu unserem Tagesziel. In La Serena brauchen wir allerdings wieder unsere GPS-Karte um auf die Hauptstraße („Geländewagenabkürzung“) zu finden. Danach geht es eher flott auf der Panamerikana nach Norden. An die Küste zur Riserva Nacional Penguines de Humboldt sind es dann etwa 50 Kilometer Erd- bzw. Salzstraße von wechselnder Qualität. Um ca. ¾ 1 Uhr sind wir dort. Gleich stoßen wir auf einen Touranbieter und schon ein paar Minuten später sitzen wir im Boot. Es ist ein kleines Motorboot, gerade für 8 Touristen. Zunächst geht es etwa eine halbe Stunde quer über die Bucht, der Seegang ist zum Glück schwach, zunächst ist es leicht bewölkt. Kurz vor der ersten Insel des NP sehen wir dann eine Gruppe von Großen Tümmlern, wir umkreisen einander ein paar Mal, aber sie sind nicht verspielt.

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Danach fahren wir die faszinierende Lavaküste der Insel ab und sehen eine Unmenge an Tieren! Es gibt Seelöwen, zwei Arten von Kormoranen, eine davon besonders schön bunt, Tölpel, Pelikane und natürlich Humboldt-Pinguine! Letztere brüten hoch oben auf der Insel, sitzen aber auch in kleinen Gruppen am Ufer. Dazu kommen noch Seeotter, die angeblich Jagd auf die Pinguine machen. Außerdem ist es inzwischen schön sonnig geworden. Es ist eine der interessantesten Bootsfahrten dieser Art, die wir bisher gemacht haben! 

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Zweites Ziel ist die Isla Damas, wo wir für eine Stunde an Land gehen. Sie hat schöne Sandstrände, Kakteen, bewachsen mit Flechten, schöne Blumen und ist insgesamt sehr sehenswert. Auf einem Naturlehrpfad können wir sie in der kurzen Zeit ein bisschen überblicken und fotografieren. Auch hier gibt es zahlreiche Vögel, vor allem Möwen und Geier.

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Die Rückfahrt dauert nicht allzu lang, um 16 Uhr sind wir wieder zurück. Nach Bezahlung der Tour (20 € pro Person, zwar doppelt so viel wie im Reiseführer angegeben, aber dennoch eigentlich ein Schnäppchen und absolut sein Geld wert!!) suchen wir uns einen Campingplatz am Meer. Es gibt mehrere, doch die meisten scheinen geschlossen. Wir werden aber bald fündig und haben ein ruhiges Plätzchen mit Meeresblick und –rauschen. Gegen 17 Uhr wird es Zeit, auch einmal etwas zu essen. In der Nähe wird uns ein Restaurant empfohlen. Es ist einfach, aber typisch und ansprechend. Der Fisch ist natürlich frisch und ausgezeichnet. Mit Salsa und Brot, einer Flasche Wein und Papayakompott als Nachspeise werden wir auch gut satt.

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Sehr zufrieden mit diesem Tag ziehen wir uns auf den Campingplatz zurück.