Freitag, 10. 8.: Wie schon prognostiziert, regnet es, und zwar fast den ganzen Tag ergiebig. Da wir aber ohnehin einen Fahrtag vor uns haben, ist das nicht so besonders schlimm. Das letzte Stück durch Polen ist stellenweise von den Straßen her mühsam. Erst vor der Grenze zu Litauen wird es deutlich besser. Mit einigen kurzen Stopps kommen wir aber im Wesentlichen gut voran. Am frühen Abend erreichen wir Trakai. Kaum sind wir dort, bricht die Sonne durch die Wolken und wir haben einen wunderbaren Blick auf die schöne Wasserburg. Nachdem wir Geld besorgt haben, spazieren wir noch ein bisschen herum und holen uns dann das erste litauische Abendessen, die für diese Gegend üblichen Teigtaschen, die recht gut und günstig sind. Da es noch nicht allzu spät ist, fahren wir gleich die 25km nach Vilnius auf den Stadtcampingplatz. Dieser liegt erstaunlich ruhig und obwohl die Sanitäranlagen sich in Containern befinden, ist er nicht schlecht ausgestattet.
Samstag, 11. 8.: In der Früh ist es noch dicht bewölkt, wir lassen uns Zeit. Dann fahren wir mit einem Autobus in die Stadt. Von der Haltestelle am Bahnhof erreichen wir in etwa 10 Minuten das Stadttor, dahinter sind wir von den wirklich prächtigen Gebäuden und den Blicken gleich recht beeindruckt. Zufällig schauen wir in einen Hinterhof, wo ein witziger Laden allerlei Antikes und Geschnitztes anbietet. Wir kommen mit der jungen Frau dort, die Malerin ist, ausführlich ins Plaudern und erfahren einiges über das Land.
Dann spazieren wir durch die Altstadt und betrachten die unzähligen Kirchen und die ebenso zahlreichen Hochzeitsgesellschaften mit ihren Stretchlimousinen. Das „typische“ Lokal, in dem wir Mittag essen, erweist sich eigentlich als recht gut und günstig. Ich probiere „Zeppelin“ aus, eine Art Fleischknödel. Anschließend gehen wir über den Kathedralenplatz und erklimmen den Burgberg – mit dem Schrägaufzug. Vom Turm hat man eine gute Aussicht, das Wetter ist auch recht freundlich geworden. Danach haben wir uns den Stopp in der Konditorei (hiervon gibt es in Vilnius genug Auswahl!) verdient. Wir kreisen weiter durch die Stadt und nützen das gute Licht, besonders für die schöne gotische Fassade der Anna-Kirche. Schließlich runden wir den Tag mit einem feineren Essen (wieder im selben Restaurant, nachdem wir relativ lang herumgesucht haben) ab, da die Portionen nun etwas kleiner sind, geht sich auch noch eine Nachspeise aus. Es folgt dann noch ein längerer Fußmarsch zur Busstation bei der Oper, der aber auch noch durch schöne Straßen führt. Insgesamt hat uns die Stadt ausgesprochen gut gefallen, es gibt zahlreiche schöne Fassaden und interessante Blicke. Empfehlenswert!
Sonntag, 12. 8.: Heute ist wieder ein Fahrtag, da es bis zur kurischen Nehrung 350 km sind. Es geht zwar gut auf der Autobahn dahin, aber es dauert dennoch, schließlich ist auch ein Futterstopp nötig. Der „Ausflug“ in den NP auf der Nehrung geht ganz schön ins Geld, für einen Camper sind jeweils auch die mehrfachen Gebühren gegenüber einem PKW zu bezahlen, so ist die Fähre, die eh nur ein paar Minuten fährt, doch ziemlich überteuert und dann ist noch eine Einfahrtsgebühr zu bezahlen, beides zusammen rund 50 Euro! Zunächst sind wir auch eher enttäuscht, denn man fährt 40 km durch Föhrenwald und sieht praktisch überhaupt nichts. Es gibt wenige Parkplätze. Schließlich gehen wir auf die „Graue Düne“. Hier ist die Landschaft sehenswert, leider lässt die Abendsonne zu lange auf sich warten. So landen wir schließlich in Nida am Campingplatz (auch überteuert, aber wenigstens sehr gut ausgestattet) und packen die Räder aus. Der Ort selbst gefällt uns dafür recht gut und endlich sitzen wir in einem netten Gastgarten und essen Fisch. Wir wollen dieser viel gerühmten Gegend also doch eine Chance geben.
Montag, 13. 8.: Wir stellen uns den Wecker und erklimmen zu Sonnenaufgang die Parnidder Düne, die gleich beim Campingplatz ist. Die Uhrzeit stimmt und das Wetter ist auch passabel – aber im Osten macht sich eine zähe Wolkenbank breit. Trotzdem gefällt uns der morgendliche Ausflug in den Sand gut, da wir völlig alleine unterwegs sind.
Wir wandern bis in den Ort, wo zum Glück schon der Supermarkt offen hat, sodass wir gut frühstücken können. Als wir um ½ 9 Uhr zurück am Campingplatz sind, beginnt gerade das Leben … Wir rasten uns aus, dann radeln wir los, um uns die Gegend anzusehen. Am schönsten sind die vielen hübschen Häuschen in Nida selbst und die lange Promenade am Haff. Danach führt auch der Radweg recht lange durch den Föhrenwald. Der Nachbarort Preila erweist sich als ganz nettes ehemaliges Fischerdorf, ebenfalls mit einigen typischen Häusern, wo wir auch eine nette Einkehrmöglichkeit finden. Gemütlich geht es wieder zurück. Das Wetter, das am Vormittag sehr schön war, ist jetzt eher fad, aber immerhin freundlich und trocken. Wir verbringen den Nachmittag damit, endlich unsere Arbeit am Computer zu machen.
Dienstag, 14.8.: In der Früh (Wecker!) ist es leider wieder bewölkt, wir schlafen uns aus. Vormittags schaue ich mir den unendlich langen Sandstrand an. Da die meisten Urlauber sich hinter der Düne aufhalten ist der Strand nahezu menschenleer (baden gehen auch nur wenige…), es ist auch windig, aber das Wetter ist nicht unfreundlich. Mittags brechen wir auf und fahren nochmals nach Preila zum Mittagessen, da uns die dortige „Bierjause“ so geschmeckt hat. Anschließend geht es wieder kilometerweit durch den Föhrenwald zurück und nach einem Tankstopp in Klaipeda weiter nach Lettland. Gleich nach der Grenze wirkt es sehr einsam, in den kleinen Orten gibt es nicht einmal einen Bankomat. Der Pape-NP zeichnet sich durch Wellblechpiste und einen im Schilf versteckten See aus, ein eher sinnloser Sidestep und wohl nur Ornithologen im Frühjahr zu empfehlen. Wir nehmen dann den nächsten Campingplatz, der empfohlen ist, dieser liegt sehr schön. Hier machen wir noch einen hübschen Strandspaziergang, wobei sogar kurz die Sonne herauskommt. Auch gibt es ganz gutes Essen, wenn auch nicht so billig.
Mittwoch, 15. 8.: Bei teilweise regnerischem Wetter Fahrt nach Riga. Die Straße wird zumindest zunehmend besser. Der Campingplatz liegt auf einer Insel und ist etwa 20 Gehminuten vom Zentrum entfernt, wir wandern ca. um ½ 4 Uhr los. Der größte Teil des Weges führt über eine Brücke. Die Altstadt ist sehr überschaubar, nach wenigen Metern ist man am Domplatz; leider ist der Dom eingerüstet. Ein großes Lokal – aber mit netter Speisekarte – bedeckt den Platz, wir lassen uns nieder und stärken uns mit Salat; die Preise sind etwa wie zu Hause, nur das Bier ist noch billiger. Danach durchqueren wir die Altstadt in alle Richtungen; es gibt einige schöne Blicke, die Gassen sind nett gebogen und mit altem Kopfsteinpflaster. Leider bleibt der Himmel grau, auch herrschen eher dunkle Farbtöne vor. Nach einer sehr guten Kaffeejause marschieren wir ins Jugendstilviertel, ca. 15 Minuten Gehzeit von der Altstadt. Tatsächlich sind dort viele Häuser in diesem Stil, aber viele sind noch nicht renoviert; auch hier herrscht eine etwas düstere Atmosphäre. Entlang des schönen Stadtkanals gehen wir gemütlich zurück und nach einer weiteren Runde durch die noch übrigen Altstadtgassen wählen wir ein eher kleineres Lokal fürs Abendessen, das sich als recht günstig erweist. Als Abschluss trinken wir noch etwas auf dem Domplatz und hören der Livemusik zu. Die Stimmung in dieser Stadt ist sehr nett und lebhaft, von den Sehenswürdigkeiten her aber ist sie sehr überschaubar.
Donnerstag, 16.8.: Bei freundlicherem Wetter – Wolken mit einigen Auflockerungen – verlassen wir die Stadt wieder. Schön an Riga ist, dass es auch außerhalb der Altstadt noch Häuser mit hübschen Fassaden gibt. Gleich am Stadtrand kommen wir zum Freilichtmuseum. Es lohnt den Besuch wirklich, da es schon in den 20er Jahren angelegt wurde und dadurch sehr natürlich im Wald liegt. Die einzelnen Höfe liegen weit auseinander, sodass man einen richtigen Spaziergang macht. Was uns gut gefällt sind einige Handwerker. So plaudern wir länger mit einem Holzschnitzer und –dreher, bzw. mit einem jungen Mann, der für uns übersetzt. Auch eine Korbflechterin gibt es und einen Mann, der hübsche Gegenstände aus Birkenrinde macht. Am Ende wollen wir einkehren, im Hauptrestaurant werden allerdings gerade zwei Reisegruppen abgefüttert. So bleibt uns ein Kiosk, wo es auch passables und vor allem günstiges Essen gibt, allerdings nicht sehr stilvoll auf Plastiktellern.
Weiter geht es in den Gauja-NP. Zuerst sehen wir uns eine teils rekonstruierte Burgruine an in Silada, von der man teilweise einen guten Blick hat. Dann werfen wir einen Blick auf die Gutmannhöhle (eine Felsnische – aber größte Höhle des Landes… nur gut, dass wir den größten Wasserfall des Landes weggelassen haben) und abschließend besuchen wir die Burg Turaida. Sie liegt sehr schön und es gibt auch eine nette Parklandschaft mit einigen historischen Gebäuden. Die Burg ist aber auch eher eine Ruine, wenn auch in großen Teilen rekonstruiert und mit Ausstellungen versehen. Insgesamt ist alles hübsch gestaltet, sodass man den Eintrittspreis von 5€ pro Person irgendwie akzeptieren kann. Wir haben uns auch am Fluss umgeschaut, aber die hier angebotenen Bootstouren erscheinen uns doch zu teuer. Nach einem luxuriösen Kaffeestopp mit ausgezeichnetem Schokoladenkuchen fahren wir zur Küste. Im kleinen Ort Tuja gibt es mehrere einfache Campingplätze (wild zu campen scheint kaum an hübschen Stellen möglich). Die Lage des Platzes ist wunderschön – ein herrlicher Sandstrand mit malerischen runden Felsen. Am Abend gibt es hübsche Motive.
Freitag, 17.8.: Wir gönnen uns einen Strand- und Urlaubstag, noch dazu hat Christian leider Schnupfen bekommen. Es ist ein guter Platz für einen Strandspaziergang und um sich auszuruhen. Das Wetter ist sehr schön und warm, trotzdem wäre uns das Wasser zu kühl zum Baden – viele Mutige sieht man aber ohnehin nicht. Am Abend wird es schnell feucht, wir machen uns noch ein hübsches Lagerfeuer.
Samstag, 18.8.: In der Früh ist es bewölkt, aber bald kommt die Sonne durch. Weiter geht es nach Estland. Hier sind die Straßen deutlich besser und so schaffen wir es bis zum Nachmittag in den Laheema-NP. Zuerst sehen wir uns das Landgut Palmse an. Leider hat es kein nettes Kaffee, obwohl im Führer so angepriesen. Die Anlage ist sehr schön und gepflegt, der Eintrittspreis von 6€ pro Person erscheint uns aber dennoch zu hoch. Wir fahren hungrig weiter in den kleinen Ort Altja. Hier gibt es ein nettes Lokal, aber mit Wartezeit! Schließlich bestellen wir uns ein Essen und gehen in der Zwischenzeit zum Meer, wo einige rekonstruierte Fischerhütten stehen. Die Felsen im Wasser der Bucht sehen recht hübsch aus. Das Wetter ist traumhaft schön geworden. Wir genießen das anschließende Essen sehr und plaudern dabei mit einem estnischen Radprofi. Nach einigen Bier und Käse als Nachspeise trauen wir uns nicht mehr weiterfahren und beschließen gleich hier auf dem Parkplatz zu bleiben. Das Abendlicht kann man hier am Meer auch gut genießen – und nachher vielleicht noch ein Bierchen…