Meine Frau und ich kennen Island sehr gut, natürlich wegen unserem Island Wanderführer (erhältlich im Rother Verlag seit 1995), der uns immer wieder auf diese tolle Insel bringt.
Im Blaföll Schigebiet bei Reykjavik war noch Winter.... |
Ein Grund das wir eine Winterreise nach Island immer wieder aufgeschoben haben, war neben den Kosten aber auch das unsichere Wetter. Vielen ist nicht bewusst, das an der Südküste durch das Meer und dem Golfstrom schon immer ein wechselhaftes Wetter die Regel war und Regen auch im Jänner und Februar vorkommt. Daher eine Mischung aus Schnee, Regen, Sturm und oft Glatteis auf den Straßen (unbedingt Auto mit Spikes mieten).Wer also Winter pur haben will, ist bei Island nicht auf der sicheren Seite, da wäre eine Reise nach Nordfinnland sinnvoller.
Am Strand des Jökulsarlon ist man nie allein |
Trotz der vielen Menschen, gelingen mit Geduld auch gute Aufnahmen |
Um endlich zur Sache zu kommen, was den Winter betrifft hatten wir Pech, es war der Wärmste Winter seit 50 Jahren in Island und als Draufgabe hat es noch sehr viel geregnet und ordentlich Sturm war auch dabei. Die Klimaerwärmung ist gerade in Island stark zu spüren. Natürlich gibt es auch noch kalte Winter, 2016 gab es viel Schnee, im Norden bis zu 3 m! Aber wir waren ja im Februar 2017 hier und da war der Jänner schon zu warm und im Februar wurde es dann noch wärmer und nasser. Das hatte einmal zur Folge, das die Tour in die Crystal Cave wegen Überschwemmung nicht mehr möglich war. Wärme und Regen ist Gift für das blaue Eis, das sich nur bei Minusgraden bildet und hält, deswegen gibt es ja auch keine Touren in die Eishöhle ab Mitte März mehr. Eine Sache, bei dieser recht kurzen Tour (ca. 45min in der Höhle), die in keinem Prospekt steht, ist das mittlerweile mehrere Bergführer diese Tour anbieten und dadurch kann es vorkommen das gleichzeitig viele Touristen in der Höhle sind. Ob man dann als Fotograf glücklich ist wenn man 150.-€ bezahlt hat und nicht weiß wo man sein Stativ aufstellen soll? Andere leicht erreichbare Höhlen scheint es derzeit leider nicht zu geben.
Was uns komplett verblüfft hat sind die Massen an Pauschaltouristen, die oft in Leggings und Turnschuhen bekleidet aus dem Bus steigen und dann Selfies vor Eisbergen machen. Am schwarzen Strand von Jökulsarlon war das schon recht skurril, manchmal auch lustig, wenn wieder jemand auf der Flucht vor der Welle einen Bauchfleck hingelegt hat. Natürlich ist der „Golden Circle“ und die Südküste bis zum Jökulsarlon schon immer ein beliebtes drei Tage Stop Over Ziel gewesen (Flug von oder nach Amerika), auch haben wir Individualtouristen getroffen, die mal schnell die Südküste in drei Tagen gemacht haben. Die Frage stellt sich uns nur wozu? Man hat Stress, sieht wenig von dem Land und wenn man Pech hat kommt man gar nicht weit, denn die erlaubten 90 km/h fährt man nur bei geräumter Straße, bei stürmischen Winterwetter sind 40 km/h eher realistisch. Wer also plant die Ringstraße komplett in 5 Tagen zu fahren, sollte noch einmal nachdenken. Wir halten das für keine gute Idee.
Bei 100km/h Sturm machen die Wasserfälle eine Rolle rückwärts |
Wer also nicht dem Nordlicht Hype verfallen ist und auch sonst kein absoluter Winterfan, sollte Island eher von Mai bis September bereisen. Für Nordlichter ist der Norden Islands rund um Akureyri oder beim Myvatn die bessere Wahl, da klare Nächte dort häufiger sind als im Süden. Übrigens, die 7 Grad Plus, die wir am Jökulsarlon diesen „Winter“ hatten, sind auch im Sommer eine durchaus mögliche Temperatur!
nur die höchsten Berge waren angezuckert und die Pisten tiefer Matsch |