Donnerstag, 20. Juni 2013

USA 4 – Paria Wilderness – Zion NP

Samstag, 15.6.: Wir sind bald auf, so gemütlich ist der Platz auch nicht. Als erstes fahren wir zur benachbarten Rangerstation, um uns über die Umgebung zu erkundigen. Wir würden ja gerne etwas in der Paria Wilderness machen, aber es sollte keine Extremwanderung werden. Das Wetter ist noch angenehm kühl mit einigen Wolken. Zu unserer Freude erfahren wir, dass es möglich ist, für die South Coyote Buttes noch ein Permit zu bekommen – es wird telefonisch geklärt und dann gleich ausgestellt. Damit habe ich nicht gerechnet, das war schon auf der Wunschliste. Wir werden nur darauf hingewiesen, dass man für die Zufahrt einen Geländewagen braucht, aber der Fußweg wäre auch zu schaffen. So fahren wir also auf der House Rock Rd. los, die ist auch gut bewältigbar und nur stellenweise rau. Nach einer ¾ Std. sind wir bei der Abzweigung zum Paw Hole. Natürlich schauen wir, wie weit wir mit unserem Wagen kommen. Das erste Stück ist flach, aber sandig, kein Problem, dann kommen schon ein paar Passagen mit tieferem Sand bergauf, die packt Chris auch noch, doch an der Schlüsselstelle streikt der Motor – tiefer Sand, ziemlich steil, einige tiefe Gruben. Das ist doch nichts für so einen SUV. Zurückschieben geht aber zum Glück und gleich vor dieser Stelle können wir auch parken, sodass sich der Zustiegsweg immerhin halbiert. Bis zu den Felsen gehen wir so noch etwa 1,5 km leicht bergauf. Das klingt bescheiden, aber wenn man durch tiefen Sand marschiert, ist es doch ziemlich anstrengend. Zum Glück ist es immer noch eher bewölkt, leicht windig und für die Gegend kühl, sodass wir ganz gut vorankommen. Knapp eine ½ Std. später stehen wir vor den ersten Felsen, sie sind rot und mit hübschen Strukturen, aber noch nicht wirklich spektakulär, nun gehen wir in diesem Gebiet weiter, meist bergauf, meist durch Sand. Die Farben und Strukturen werden immer schöner, die Formen sind wild verdreht, es gibt schöne wellenförmige und bunte Bereiche. Zunächst ist es stärker bewölkt, dann wird es sonniger. Der Schlusspunkt unserer Erkundung ist am schönsten, deshalb drehen wir dort auch um, ein sinnvoller Weiterweg zeichnet sich nicht ab und die 2 Liter Wasser, die wir diesmal mithaben, haben wir auch schon fast ausgetrunken. Obwohl der Rückweg überwiegend bergab geht, kommt er uns viel länger vor, da es nun wieder recht heiß ist. Ziemlich fertig, aber von der Landschaft begeistert kommen wir beim Auto an. Da dort sogar ein bisschen Schatten ist, jausnen wir gleich.
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Die Heckscheibe könnte auch einmal ein wenig Wasser vertragen
Danach folgt eine längere Fahrstrecke in Richtung Grand Canyon. Bei einer Straßenkreuzung (Jacob´s Lake Inn) stärken wir uns mit schwachem Kaffee und ausgezeichneten Cookies. Am Nachmittag kommen wir dann am Grand Canyon North Rim an, und stellen das Zelt auf, die Temperaturen sind hier heroben (2800m) angenehm. Zum Glück haben wir den letzten Platz hier per Reservierung ergattert, alle anderen Übernachtungsmöglichkeiten sind doch recht weit außerhalb. Anschließend gönnen wir uns eine Dusche und ein bisschen Arbeit am Computer (Bilder speichern). Gegen 7 Uhr Abend machen wir uns auf zum Scenic Drive, der hier äußerst weitläufig ist (eine Richtung gut 40km). Obwohl das Wetter untertags wechselhaft (sogar mit ein paar Regentropfen) war, ist das Abendlicht nicht besonders, es sind kaum mehr Wolken, die Sonne ist eher schwach und die Fernsicht, vermutlich durch Sand, nicht besonders. Zum Schauen sind die Blicke vom Pt. Imperial und Cape Royal aber grandios. Es war es sicher wert, hierher zu fahren. Noch bevor die Sonne ganz unten ist, fahren wir zurück. Dann gibt es wieder ein relativ spätes Abendessen, aber dafür gut (Steak mit Kartoffelpüree, Erbsen und Karotten – alles möglich mit Grillstelle und einem Trangia-Kocher). Wieder fallen wir sehr erschöpft ins Zelt.
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Sonntag, 16.6.: Ich wache kurz vor meinem Wecker um ¾ 6 Uhr auf, also mache ich mich auf zum Sonnenaufgang. Da mir der Weg zum Aussichtspunkt zu Fuß dann doch zu weit ist – über 2km in eine Richtung, bleibe ich auf einem Aussichtsfelsen beim Campingplatz. Dort ist es auch sehr stimmungsvoll und ich bin ganz alleine. Der Sonnenaufgang fällt allerdings auch blass aus, die Wetterlage hat sich ja nicht verändert. Ein schönes Erlebnis ist es natürlich trotzdem.
Ein bisschen Schlaf danach ist auch noch drinnen, bevor wir frühstücken und einpacken. Danach fahren wir zur Lodge vor und gehen zum Bright Angel´s Aussichtspunkt, auch ein Stück bergauf und bergab. Hier ist die Aussicht am Vormittag wirklich ausgezeichnet, sehr lohnend!

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Am späten Vormittag machen wir uns dann auf die Rückfahrt. Da eine wichtige Verbindungsstraße gesperrt ist (zum Glück haben wir das gestern erfahren), machen wir den gleichen Weg retour. An der House Rock Rd. legen wir noch Fotostopps und ein Picknick ein. Dann halten wir bei der Paria Rangerstation und geben die Schaufel zurück, die wir uns ausgeborgt, aber glücklicherweise nicht gebraucht haben, und bedanken uns mit zwei guten Cookies. Die Ranger dort sind wirklich ungewöhnlich hilfsbereit.
Anschließend machen wir eine Kurzwanderung zu den „Toadstools“, ganz stark ausgeprägten Hoodoos, wie der Name schon sagt, sind es richtige „Steinschwammerl“. Sie stehen in einer fantastisch-bunten Landschaft, der kurze Weg – ca. 1 km in eine Richtung – ist trotz der nun wieder herrschenden Hitze (ca. 33° im nicht vorhandenen Schatten) erträglich, weil einfach und lohnend.

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Danach ist es nicht mehr allzu weit nach Page. Wir stoppen kurz beim Staudamm am Glen Canyon, der den schon deutlich zurück gegangenen, aber trotzdem riesigen Lake Powell aufstaut. Bald darauf finden wir unser Hotel, vorher wäscht Christian noch das Auto, denn man konnte sich dem Kofferraum nur noch in schmutzigem Gewand nähern, so voll rotem Sand war schon alles. Das Hotel (Comfort Inn) ist ein eher unpersönlicher Kasten, aber sehr gut eingerichtet mit einem riesigen Zimmer. Wir gönnen uns Erholung in der Badewanne und erledigen sonstige wichtige Handgriffe.
Zum Abendessen gehen wir in ein vom Tripadvisor empfohlenes mexikanisches Restaurant. Das Bier ist leider teurer als beim letzten Mexikaner, dafür ist das Essen sehr gut und reichlich. Satt und müde sind wir wieder zurück – morgen sollten wir aber nicht allzu spät zum Antelope Canyon kommen.

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Montag, 17.6.: Wir halten unseren Zeitplan ein. Das Frühstücksangebot im Hotel ist recht ordentlich, wenn man davon absieht, dass wieder einmal alles einzeln verpackt ist und es nur Wegwerfgeschirr aus Styropor gibt. Kurz nach 9 Uhr sind wir beim Antelope Canyon – wir buchen zuerst eine Tour für den Upper Antelope für zu Mittag (Prime Time, deshalb 40$ pro Person), und fahren dann zum nahen Lower Antelope. Hier kann man sich mit einer Fotogenehmigung (dafür 36$ statt 20$ Eintritt) zwei Stunden lang frei bewegen. Das zahlt sich unbedingt aus, der Canyon ist wirklich wunderschön, sehr eng, mit herrlichen Windungen, Strukturen und traumhaften Farben!! Sogar ein paar Beams gibt es. Das Fotografieren geht meist ganz gut, stellenweise ist es schon stressig, weil natürlich auch immer wieder Gruppen durchgehen, aber es ist noch zum Aushalten. Uns gefällt der Canyon sehr gut, und die Fotos sind genial.
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Eines der größten Naturwunder der USA würde man kaum in dieser Umgebung vermuten (im Hintergrund ein Kohlekraftwerk)
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Danach sind wir pünktlich beim Upper Antelope Canyon. Hier fährt man zunächst auf Pickups ¼ Std. zum Eingang, Gelegenheit, mit anderen Touristen zu plaudern. Dann geht man in relativ kleinen Gruppen durch, aber es sind so viele Leute, dass praktisch eine Gruppe an die nächste anschließt. Unser Guide ist trotzdem bemüht, sie gibt uns immer wieder Gelegenheit zum Fotografieren. Trotzdem hat man hier doch deutlich weniger Zeit, der Canyon ist auch viel kürzer, dafür höher, es gibt dadurch andere Farbwirkungen. Und die berühmten Beams sind wirklich optisch ganz toll – auch hat jeder Führer ein Schauferl, mit dem er/sie Sand in den Lichtstrahl wirft, was erst die entsprechende Wirkung hervorruft. Trotz normaler Touristenführung sind durchaus schöne Fotos möglich, bei dem Betrieb natürlich keine Sensationstreffer – dafür hätte man nicht zu einer anderen Jahreszeit, sondern eher vor 20 Jahren hier sein müssen. Insgesamt stellen wir aber fest, dass sich der Ausflug auf alle Fälle gelohnt hat! Manche Sehenswürdigkeiten sind ihr Geld wert.
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Von der nun wieder vorhandenen Hitze und dem langen Vormittag erholen wir uns in einem einfachen italienischen Lokal, es ist ein guter Griff, das Mittagsangebot ist gut, günstig und reichlich mit viel Salat.
Da es nun schon wieder später Nachmittag ist, fahren wir los, wir wollen ja noch zum Zion NP, die Strecke dauert etwa zwei Stunden. Schön ist, dass wir dabei gleich den Scenic Drive dort im guten Licht erleben, die Landschaft mit hohen bunten Felswänden ist sehr beeindruckend. Weniger begeistert sind wir dann allerdings beim Visitor-Center, das wir zuerst nicht finden, weil der Parkplatz so groß ist! Das Problem hier ist, dass es nur wenig Wandermöglichkeiten gibt, die bei der Hitze sinnvoll zu schaffen sind, es aber tausende Besucher gibt. Auch Springdale wirkt ziemlich überfüllt. Von unserem Motel sind wir eher enttäuscht. Die Klimaanlage ist entsetzlich laut, die Rezeption eher unfreundlich, das Internet funktioniert auch nicht (am nächsten Tag aber schon) und Frühstück gibt es auch keines, obwohl das auf der Homepage anders formuliert war (missverständlich). Dafür, dass es unser teuerstes Quartier bisher ist, sind wir eher angefressen. Die Laune hebt sich ein bisschen im schönen Swimmingpool, auch liegt unser Zimmer angenehm mit einem schattigen Balkon, auf dem wir gut zu Abend jausnen können.

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Dienstag, 18.6.: Heute ist ein Pausentag eingeplant, wir schlafen gut und lange. Dann gehen wir zur Abwechslung einmal Frühstück essen, die Portion geht auch gleich als Lunch durch. Anschließend verbringen wir wieder ein paar Stunden am Computer, diesmal hauptsächlich damit, unsere Reiseplanung zu überarbeiten. Wir wollen nicht mehr allzu lange im heißen Utah bleiben und mehr Zeit in den Bergen verbringen. So verlegen wir unseren Yellowstone-Aufenthalt um zwei Tage nach vorne, was zum Glück mit den Campingplatzbuchungen funktioniert, und buchen für den Schluss der Reise noch zwei Nächte in den Rocky Mountains.
Danach machen wir noch eine Runde zum Visitor Center, wir überlegen, ob wir nicht doch zum Subway wandern sollen, einem optisch tollen Canyon, für den man aber ein Permit braucht. Nach einigem Warten vor dem Backcountry-Schalter sagt man uns, dass inzwischen alle 80 (!) Permits pro Tag über eine Lotterie vergeben werden, für übermorgen ist ausgebucht, man kann entweder Monate im Voraus mitspielen oder zwei Tage vorher um die letzten 20, die aber auch verlost werden. Wir halten dieses System nicht nur für ärgerlich, sondern auch für eine Abzocke. Angeblich wollen jeden Tag Hunderte dorthin wandern, obwohl es eine mühsame Tour ist – wir verzichten also darauf! Lotterie heißt eben, dass alle zahlen, die mitspielen, egal ob man dann ein Permit bekommt oder nicht.
Danach schauen wir uns die tolle Fotogalerie von Michael Fatali an und kaufen ein, sodass wir ein gutes Abendessen auf dem Balkon genießen können. Morgen werden wir vormittags den Park noch ein bisschen genauer – wenn auch im touristischen Stil – ansehen, dann haben wir ein billiges Motel in Hurricane gebucht, um von dort aus noch einen Ausflug zu machen.

Fundstücke:
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Ob sich die Bergretter des Zion NP über diesen Spruch freuen?
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Die Gitarre für den Hardrock Cowboy: Corpus aus Sandstein, mit Hufeisen verstärkt, Saiten aus Stacheldraht.

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