Montag, 6. März 2017

Achtung Steinschlag!

4./5.März 2017 Hüttendienst auf der Rax. Für Samstag ist Sturm mit 100km/h auf den Bergen angesagt. Also wählen wir den längeren Anstieg zur Gloggnitzerhütte über den Kesselgraben. Am Anfang müssen wir die Schi tragen und nach einigen 100 m kommt ein besonders unangenehmes Stück: ein massiver Steinschlag hat den Weg verlegt, mühsam steigen wir über Felsbrocken und entwurzelte Bäume. Immer wieder hört man Steine herabkollern, zum Glück sind keine größeren dabei, aber ein mulmiges Gefühl bleibt.

Bald danach könen wir die Schi anschnallen und bis zur Hütte aufsteigen, die wir nach 3:45 min erreichen. Schönes sonniges Wetter, aber eben leider starker Wind, auch bei der Hütte. Also nur ein kurzes Sonnenbad mit einem Radler vor der Hütte. Dann den Ofen einheizen. Ein Gast schafft es bis zu uns, am Kloben hätte ihn der Wind fast umgeworfen. In dieser handyfreien Zone (kein Empfang) lässt es sich gut entspannen, vor allem wenn außer Abendessen kochen und Abwaschen keine Arbeit ansteht. Trotz des Sturms schlafen wir gut und lang. Der Sonntag ist am Vormittag freundlich und fast ohne Wind. Gabi und ich gehen getrennt den Hüttenhang hinauf (einer bleibt immer beim Funkgerät in der Hütte, man weiß ja nie) und genießen eine recht gute Abfahrt. Und danach geht sich sogar ein wenig Gesicht Sonnenbaden vor der Hütte aus. Nur zwei Gäste verirren sich zu uns, also auch wieder wenig Arbeit. Um 16 Uhr ist die Hütte versorgt und wir beenden unseren Dienst, aber leider hat es stark zu schneien begonnen, bei 3 Grad Plus.

Der Schnee ist dementsprechend patzig und langsam. Ab dem Garterl regnet es, aber wenigstens geht es ohne Neuschneeauflage sogar besser bergab. Bei den vielen Ästen und Steinen ist es eigentlich ein Wunder, das unsere Schi keine gröberen Kratzer abbekommen. Der Steinschlagbereich ist wieder unangnehm, dauernd hört man Steine herunterpoltern. Dann endlich beim Auto freuen wir uns auf zu Hause, ein gutes Abendessen mit einem kühlen Franzi (Franziskaner Weißbier) vor einem flackernden Holzfeuer schmeckt verdammt gut!

Donnerstag, 2. März 2017

Island im Winter - Keine gute Idee?

Meine Frau und ich kennen Island sehr gut, natürlich wegen unserem Island Wanderführer (erhältlich im Rother Verlag seit 1995), der uns immer wieder auf diese tolle Insel bringt.
Im Winter waren wir allerdings noch nie in Island! Und das aus gutem Grund, denn im Winter können die Möglichkeiten für Touren sehr eingeschränkt sein, alle Straßen ins Landesinnere sind gesperrt (F-Straßen), aber auch auf der Ringstraße muss man mit Behinderungen und Sperren rechnen, ob durch Schneeverwehungen oder wegen Sturm, der schon einmal 150 km/h erreichen kann. Auch war es früher weit schwieriger Mietauto und Quartier im Winter zu einem leistbaren Preis zu bekommen. Seit 2008 bedingt durch den Finanzcrash waren die Preise in Island auf einmal auf österreichischen Niveau. Der Tourismus nahm stetig zu, das half den Isländern wieder wirtschaftlich auf die Beine zu kommen. Für Reisende ist es jetzt viel leichter Quartier und Auto zu bekommen, die Angebote haben sich vervielfacht. Leider haben die Preise wieder das Niveau von früher, daher doppelt so teuer als zu Hause. Ein Mittagsmenü kostet z.B. pro Person 30.-€. Ein Doppelzimmer mit Frühstück ist so um 100.-€ zu haben. Nur der Mietwagen war erstaunlich günstig, für einen kleinen Geländewagen (Suzuki Jimny oder Fiat Panda Cross) waren es ungefähr 44.-€ pro Tag.
Im Blaföll Schigebiet bei Reykjavik war noch Winter....
Dann haben wir uns 2016 doch entschlossen, einmal eine Winterreise zu probieren. Ich mache sonst viele Reisen auch alleine, aber im Winter ist es schon klüger wenn man zu zweit reist. Die tiefblaue Eishöhle „Crystal Cave“ und eine gute Chance auf Nordlichter waren dann zusätzliche Punkte, die uns zu der Reise animiert hatten. Gebucht hatten wir schon recht früh, denn einen günstigen Flug bekommt man nach Island nur mehr als Frühbucher, Restplätze gibt es praktisch keine. Auch manche Quartiere waren schon Monate vor der Reise an der Südküste ausgebucht, obwohl einige Hotels in den letzten Jahren neu gebaut wurden und fast jede Farm Zimmer anbietet.
Ein Grund das wir eine Winterreise nach Island immer wieder aufgeschoben haben, war neben den Kosten aber auch das unsichere Wetter. Vielen ist nicht bewusst, das an der Südküste durch das Meer und dem Golfstrom schon immer ein wechselhaftes Wetter die Regel war und Regen auch im Jänner und Februar vorkommt. Daher eine Mischung aus Schnee, Regen, Sturm und oft Glatteis auf den Straßen (unbedingt Auto mit Spikes mieten).Wer also Winter pur haben will, ist bei Island nicht auf der sicheren Seite, da wäre eine Reise nach Nordfinnland sinnvoller.
Am Strand des Jökulsarlon ist man nie allein
Trotz der vielen Menschen, gelingen mit Geduld auch gute Aufnahmen

Um endlich zur Sache zu kommen, was den Winter betrifft hatten wir Pech, es war der Wärmste Winter seit 50 Jahren in Island und als Draufgabe hat es noch sehr viel geregnet und ordentlich Sturm war auch dabei. Die Klimaerwärmung ist gerade in Island stark zu spüren. Natürlich gibt es auch noch kalte Winter, 2016 gab es viel Schnee, im Norden bis zu 3 m! Aber wir waren ja im Februar 2017 hier und da war der Jänner schon zu warm und im Februar wurde es dann noch wärmer und nasser. Das hatte einmal zur Folge, das die Tour in die Crystal Cave wegen Überschwemmung nicht mehr möglich war. Wärme und Regen ist Gift für das blaue Eis, das sich nur bei Minusgraden bildet und hält, deswegen gibt es ja auch keine Touren in die Eishöhle ab Mitte März mehr. Eine Sache, bei dieser recht kurzen Tour (ca. 45min in der Höhle), die in keinem Prospekt steht, ist das mittlerweile mehrere Bergführer diese Tour anbieten und dadurch kann es vorkommen das gleichzeitig viele Touristen in der Höhle sind. Ob man dann als Fotograf glücklich ist wenn man 150.-€ bezahlt hat und nicht weiß wo man sein Stativ aufstellen soll? Andere leicht erreichbare Höhlen scheint es derzeit leider nicht zu geben.
Was uns komplett verblüfft hat sind die Massen an Pauschaltouristen, die oft in Leggings und Turnschuhen bekleidet aus dem Bus steigen und dann Selfies vor Eisbergen machen. Am schwarzen Strand von Jökulsarlon war das schon recht skurril, manchmal auch lustig, wenn wieder jemand auf der Flucht vor der Welle einen Bauchfleck hingelegt hat. Natürlich ist der „Golden Circle“ und die Südküste bis zum Jökulsarlon schon immer ein beliebtes drei Tage Stop Over Ziel gewesen (Flug von oder nach Amerika), auch haben wir Individualtouristen getroffen, die mal schnell die Südküste in drei Tagen gemacht haben. Die Frage stellt sich uns nur wozu? Man hat Stress, sieht wenig von dem Land und wenn man Pech hat kommt man gar nicht weit, denn die erlaubten 90 km/h fährt man nur bei geräumter Straße, bei stürmischen Winterwetter sind 40 km/h eher realistisch. Wer also plant die Ringstraße komplett in 5 Tagen zu fahren, sollte noch einmal nachdenken. Wir halten das für keine gute Idee.
Bei 100km/h Sturm machen die Wasserfälle eine Rolle rückwärts
Was man auch wissen sollte, in einem schneelosen Winter ist die Landschaft eher trostlos, die schönen Kontraste zwischen grüner Wiese und schwarzer Lava gibt es nicht, das Gras ist braun, nur auf manchen Berghängen ist grünes Moos, das etwas Farbe einbringt.
Wer also nicht dem Nordlicht Hype verfallen ist und auch sonst kein absoluter Winterfan, sollte Island eher von Mai bis September bereisen. Für Nordlichter ist der Norden Islands rund um Akureyri oder beim Myvatn die bessere Wahl, da klare Nächte dort häufiger sind als im Süden. Übrigens, die 7 Grad Plus, die wir am Jökulsarlon diesen „Winter“ hatten, sind auch im Sommer eine durchaus mögliche Temperatur!
nur die höchsten Berge waren angezuckert und die Pisten tiefer Matsch