Freitag, 2. November 2012

Chile–Teil 3

  Samstag, 27.10.: Wir tanken in der Früh 20 l, für 1000 Pesos pro Liter (ca. 1,6 €), dafür ist der Tank wieder voll. Das Wetter ist leicht bewölkt, aber man sieht die Berge. Zunächst geht es ein Stück die stark befahrene Hauptstraße hinauf, dann biegen wir ab entlang der Nevados de Putre. Die Straße ist zwar breit ausgebaut, aber leider arges Wellblech, unser Jeep hüpft so dahin. Wir sind nun über 4000m Seehöhe, hier gibt es eine ganz eigene, interessante Vegetation, vor allem fallen leuchtend grüne Polsterpflanzen, Llareta, auf. Sie sehen wie Moospolster aus, sind aber hart und harzig. Zum Teil blühen sie mit winzigen gelben Blüten. Auf einem Abhang legen wir dafür einen ausführlichen Fotostopp ein. Wenn man sich langsam bewegt, ist die Höhe nicht so schlimm.
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Die Straße führt dann über einen Pass von 4850m Seehöhe, drüben geht es wieder einiges hinunter. Unsere nächsten Stopps gelten den Vicunas, die hier weiden und schön in der Sonne stehen. Sie sind zwar scheu, aber vom Auto aus gut zu sehen und zu fotografieren. Auch entdecken wir bald darauf schön blühende Kakteen, Jala Jala. Die Straße durchquert ein Flusstal, kommt an einer offensichtlich nicht bewohnten Ansiedlung (sieht eher aus wie eine Baracke mit Sportplatz) vorbei und führt dann auf bunte Berge zu. Auf der recht grünen Talebene herrscht reges Tierleben, neben weiteren Vicuna-Herden sehen wir hier auch Suris, eine Straußenart, die etwas seltener sein dürfte.
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Endlich auf einer guten Erdpiste geht es 10 km wieder hinauf, wir sind nun wieder auf 4800m, die Schritte werden jetzt schon sehr langsam, obwohl wir ohnehin nur kurze Hänge neben der Straße hinaufgehen zum Fotografieren. Das Wetter zeigt sich nun von seiner dramatische Seite, dunkle Wolken sind aufgezogen und es gibt einen Graupelschauer, obwohl es nicht sehr kalt ist. Wir befinden uns in einer bunt gefärbten Vulkanlandschaft – einsam und faszinierend!
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Auf dem Rückweg legen wir einen Jausenstopp ein, dann holpern wir weiter. Für 60km kann man hier mit fast 2 Std. Fahrtzeit rechnen! Gegen ½ 5 Uhr sind wir wieder in unserem Quartier, das Wetter ist ziemlich grau, auch die Wetterprognose schaut nicht gar so sonnig aus, was hier um diese Jahreszeit doch überrascht (angeblich gibt es hier nur gelegentlich von Jänner bis März Niederschlag). Von der Höhenluft sind wir total müde, eine kurze Rastpause artet gleich in ein längeres Schläfchen aus.
Danach gehen wir ausgerastet und wieder hungrig essen. Im „Cantaverde“, dem anderen Restaurant an der Plaza, gibt es sogar eine Speisekarte (mit englischen Untertiteln!!!), wir essen recht gut. Der weitere Abend vergeht wieder am Computer. Da sich herausgestellt hat, dass in San Pedro de Atacama nächste Woche, genau wenn wir dort ankommen, nichts mehr frei ist (und das bei 80 Unterkünften!), weil hier auch ein langes Wochenende ist, buche ich schließlich einen Platz auf einem Campingplatz.

Sonntag, 28.10.: Wir verschlafen fast ein bisschen, aber um 9 Uhr sind wir dann zu unserem zweiten Ausflug unterwegs. Zum Glück ist das Wetter schön. Es geht auf der Hauptstraße hinauf, als wir die Hochebene erreichen, erheben sich vor uns Schnee bedeckte Vulkane, der Parinacota (6330m) und der Pomerape (6250m), der Anblick ist grandios. Auch sind einige Berge frisch verschneit von den Schauern gestern. Wir passieren kleine Seen und Moore, hier auf den Bofedales, den Grünflächen, weiden Lamas und Alpacas. Gebremst wird unsere Begeisterung allerdings dann durch eine Baustelle, bei der wir fast eine ½ Std. warten müssen. Nach einer Polizeistation – diesmal mache ich es richtig, und melde uns ordnungsgemäß, der Polizist will nur wissen, wohin wir fahren – ist dann bald der Lago Chungara erreicht, der auf einer Seehöhe von 4570m liegt und damit als einer der höchst gelegenen Seen weltweit gilt. Hier brüten und leben zahlreiche Wasservögel, im Hintergrund erheben sich die 6000er, aber es ist so warm, dass man im T-Shirt fotografieren gehen kann. Das Panorama ist toll, der Schwerverkehr auf der Durchzugsstraße stört die Idylle aber zwischendurch. Es gibt auch einen Ausguck, wo man spezielle Anden-Blässhühner beobachten kann.
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Bei einem Kiosk holen wir uns dann je eine Tasse Mate-Tee (ganz frisch mit Blättern). Zum Glück müssen wir auf dem Rückweg bei der Baustelle nicht warten und bald können wir auch auf die Nebenstraße nach Parinacota abbiegen. Hier treffen wir auf den Chef unserer Lodge, der mit anderen Touristen unterwegs ist, und uns einen Platz zeigt, wo zahlreiche Viscachas leben. Wir verbringen einige Zeit damit, diese putzigen Tierchen zu beobachten, wie sie von Fels zu Fels hüpfen, und zu fotografieren. Kurz danach gibt es Bruthöhlen des Anden-Spechts, einen Vogel können wir auch sehen.
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Parinacota ist wieder ein halb verlassenes Dörfchen, es hat aber eine sehr hübsche Kirche mit bunten Verzierungen und Strohdach, die Umgebung ist fantastisch. Wieder mit Hilfe unseres Quartiergebers bekommen wir hier sogar ein Mittagessen (Alpaca mit Reis, einfach, aber gut, dazu Mate-Tee, zusammen für beide gerade 7€, das billigste Essen bisher). Die Erholungspause hat ganz gut getan, wir sind immer noch auf 4200m Seehöhe, das ermüdet. Als Rückweg fahren wir einen etwas holprigen Feldweg, an dem wir aber noch Andengänse beobachten können. Wieder auf der Hauptstraße machen wir dann noch einen Stopp, um Flamingos zu fotografieren, die hier recht häufig sind. Meist sieht man sie allerdings nur aus großer Distanz. Auch zahlreiche Vicunas sind zu sehen. Bei der Conaf-Station Las Cuevas sehen wir dann sogar noch 4 Kondore über uns kreisen! Der Ausflug hat also wirklich viel zu sehen geboten!
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Als Abschluss schauen wir uns noch die Thermen von Jurasi an. Sie liegen in einem bunt gefärbten Tal und sind in Pools und Becken gefasst. Die ganze Anlage ist aber ungepflegt und wirkt wenig einladend, sodass wir auf ein Bad verzichten.
Wieder in Putre wollen wir noch einmal volltanken. Dort, wo es vorgestern Benzin gegeben hat, gibt es heute keines. In einem Souvenirladen bekommen wir welches. Es wird aus einem Fass im Hof mit einer Handpumpe und einer Plastikwasserflasche in einen Kanister umgefüllt. Damit wird dann getankt. Eine unerfreuliche Überraschung ist, dass es um einiges teurer ist als vor zwei Tagen, wahrscheinlich Sonntagszuschlag, wir kommen hier auf beinahe norwegisches Niveau von fast 2€ pro Liter, aber es gibt keine Alternative und wir sind froh, dass wir hier überhaupt Benzin bekommen.
Im Hotel schaffen wir es dann endlich, unseren Reiseblog zu veröffentlichen, die Technik ist immer wieder ein Hund!
Dafür ist dann das Abendessen (wieder im Cantaverde) sehr gut, Christian isst Cesars Salad mit Huhn, ich eine Andenpizza mit viel Mais und Käse. Die teuren Benzinpreise werden hier wenigstens durch billige Restaurants ausgeglichen!
Jetzt hoffen wir auf gutes Wetter für unsere Altiplano-Durchquerung!

Montag, 29.10.: Wir stehen rechtzeitig auf, das Wetter ist sonnig mit ein paar dünnen Wolken, schaut nicht schlecht aus. Nach Frühstück, ein wenig Smalltalk – wir fragen, ob unsere Vermieterin bei CONAF anrufen könnte wegen der Übernachtungen im NP, doch das Büro ist vor 10 Uhr nicht besetzt. Es scheint mir für Touristen schwierig zu sein, mit der Naturschutzbehörde Kontakt aufzunehmen, wenn von Freitag, 16 Uhr bis Montag 10 Uhr niemand zu erreichen ist. Wir werden es drauf ankommen lassen, wo wir die nächsten Nächte verbringen. Während Christian das Auto wieder ordentlich einräumt (das ist, zugegeben, beim Jimny schon eine logistische Herausforderung), gehe ich einkaufen. Wieder eine Überraschung – vor 10 Uhr vormittags gibt es hier kein Brot. Aber ich bekomme Käse, Joghurt und Äpfel, das wird für die Jause reichen.
Kurz nach 9 Uhr sind wir tatsächlich unterwegs. Der erste Teil der Strecke ist einfach, die Straße ist gut. Bald tauchen jedoch die ersten LKW auf, jetzt wird mir erst bewusst, was die Anmerkung im Reiseführer bedeutet hat: Auf dem Salar wird Borax in großen Mengen abgebaut, die LKW sind hier im NP etwa im Takt von 10 Minuten unterwegs. Das Störende daran ist vor allem die Staubentwicklung.
Als wir links einen Canyon mit schönen Felsformationen sehen, biegen wir in eine Piste ein und fahren ein Stück darauf zu, wobei hier der Allradantrieb wieder einmal zum Einsatz kommt. Auch unser nächster Stopp gelingt uns ein wenig abseits der Straße, hier fließt ein Fluss und daneben stehen Vicunas. Das Flusstal ist recht farbenprächtig und weist schöne Felsformationen auf. Wir knabbern unsere letzten Uralt-Weckerl mit Käse.

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Die weitere Strecke führt recht nahe an den Vulkan … heran, der aktiv vor sich hin raucht. Im Dorf gleichen Namens steht wieder eine halbwegs hübsche Kirche, der Rest ist auch wieder eher verfallen und großteils verlassen. Irgendwie habe ich mir unter „Zeremonialdorf der Aymara“ etwas Hübscheres vorgestellt, bis jetzt waren nur geringe Teile der hiesigen Dörfer schön.
Am frühen Nachmittag erreichen wir den Salar de Surire, ein Naturmonument innerhalb des Nationalparks Las Vicunas – und sind zunächst entsetzt: Die Borax-Mine nimmt einen großen Teil des Salzsees ein, Bagger graben die Salzschicht überall ab, es sind große weiße Haufen zu sehen, die verladen werden. Borax ist ein eher seltenes Mineral mit vielen Einsatzmöglichkeiten und sicher ziemlich nachgefragt.
Wir fahren am See entlang bis zur CONAF-Station, die – kaum eine Überraschung – geschlossen ist, weil der Ranger gerade unterwegs ist. Der Platz gefällt uns ohnehin nicht, wir wollen ans andere Seeufer. Die Nebenstraße führt durch wildreicheres Gebiet, wir sehen viele Vicunas, in der Ferne auch Flamingos. Schließlich kommen wir zu den heißen Quellen von Polluquere. Das Wasser hat am Anfang des Pools 50°, kühlt aber dann auf Badetemperatur ab. Hier gibt es einen windgeschützten Picknickplatz, wo wir zu bleiben beschließen. Die Landschaft hier ist sehr schön, nur sind leider inzwischen dichte Wolken aufgezogen, es gibt kaum Sonne, dafür wieder ein paar Regentropfen.
Wir gehen am warmen Bach entlang auf die Lagune zu. Ein junger Flamingo im Bach lässt sich von uns überraschenderweise überhaupt nicht stören, das gibt ein paar gute Nahaufnahmen. Die anderen Vögel sind jedoch sehr weit weg und weichen auch weiter zurück. Allerdings kann man hier den Salzsee mit seinen Strukturen gut betrachten, auch fliegende Flamingos sind sehr schön.
Wieder beim Auto bauen wir das Zelt auf. Dann kommt ein Straßenarbeiter vorbei, aber er ist nur neugierig und wir plaudern ein bisschen (wie immer sprachlich rudimentär, aber ein bisschen was geht schon). Anschließend genießen wir das warme Wasser. Der Pool ist zwar schlammig, das ist aber schön weich, man hält es wunderbar aus – unser erstes Thermalbad auf 4200m Seehöhe!
Während ich dann auf dem Trangia das Standard-Campingmenü (Thunfisch-Spaghetti) zubereite, wird es wieder ein bisschen sonnig. Wir essen im Windschutz, es ist nicht allzu kalt, Fleecejacken reichen noch. Und schließlich lohnt sich der Aufwand: Ein herrliches Abendlicht färbt die Berge! Solche Lichtstimmungen sind der Lohn für das nicht gar so strahlende Wetter! Mit Einbruch der Dunkelheit kriechen wir in den Schlafsack, Christian sichert noch die Fotos auf den Computer, ich lese ein bisschen. Die Nacht ist erträglich, es friert nicht.
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Dienstag, 30.10.: Wir stehen gegen ¾ 8 Uhr auf, ein bisschen ein Morgenlicht gibt es, aber es ist ziemlich bewölkt. Nach dem Frühstück (Müsli und Tee) nehmen wir den zweiten Teil der NP-Durchquerung unter die Räder. Die Strecke ist landschaftlich schön, sie führt durch eher hügeliges Terrain. Besonders faszinieren uns hohe Büsche, fast schon Bäume, die hier wachsen und tolle, zerzauste Strukturen aufweisen. Das ist ein lohnender Fotostopp. Die Straße führt auch durch grüne Flusstäler (Bofedales) mit Lamas und Alpacas. An den kurvenreichen Stellen ist sie schon deutlich schlechter, auch gibt es einige Abschnitte mit tieferen Spuren, sodass man tatsächlich viel Bodenfreiheit braucht. Wovon wir wegen der mangelnden Sicht weniger haben, ist der Blick auf den Vulkan Isluga.
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Gegen Mittag erreichen wir die nächste Asphaltstraße. Ich versuche beim CONAF in Iquique anzurufen, aber die Nummer passt nicht. Schließlich entscheiden wir uns, doch die Route über das Hochland fortzusetzen, wir haben noch genug Zeit und Benzin. Bis zum ersten kleinen Ort ist sie sogar asphaltiert. Dort ist eine hübsche Plaza mit Kakteen, dann finden wir sogar ein Restaurant, wo wir recht gut essen – eine kräftige Eintopf-Suppe, gedünstetes Alpaca mit Kartoffeln und Salat, Saft und Wasser in großen Flaschen – und das alles für weniger als 10€ zusammen.

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Besser gelaunt geht es los – die Straße ist neu, zuerst guter Schotter, dann rauer. Sie schraubt sich immer höher ins Gebirge, wild aus den Felsen gesprengt und stellenweise recht steil, aber immer breit und grundsätzlich gut angelegt. Ein bisschen Sonne lässt die Landschaft auch wieder schöner aussehen. Am Pass angelangt staunen wir nicht schlecht – wir sind auf 5040m Seehöhe! Hier gibt es rundum nur Schotter und daneben ein paar Schnee bedeckte Gipfel, der Wind pfeift zwar, aber es ist nicht sonderlich kalt. Nach ein paar Doku-Fotos geht es wieder bergab, wobei ein Stück schon ziemlich holprig, weil ausgewaschen ist.
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Beim nächsten Ort, wo es eine Straßenkreuzung geben sollte, verfahren wir uns gründlich, weil es keine Beschilderung gibt. Leider fällt uns der Fehler erst gut 20km später auf. Wir fahren zurück und mit Hilfe des GPS und der Karten am Handy finden wir die richtige Straße. Es ist eigentlich unglaublich – eine App für 4€ ermöglicht es, für die ganze Welt sehr brauchbare Karten herunterzuladen und mit GPS den Standort zu bestimmen. Handynetz braucht man dazu keines.
Gegen ½ 7 Uhr abends erreichen wir dann unser angepeiltes Tagesziel, den Salar de Huasco. Er liegt sehr schön und unbeschädigt im Sonnenlicht.

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CONAF-Station sehen wir keine, dafür treffen wir auf eine Gruppe Wissenschaftler, die uns erklärt, dass hier niemand leben mag, weil so viele Illegale aus Bolivien hier durchkommen. Offensichtlich hat sich hier also kein Refugio gehalten. Wir fotografieren die Flamingos und den Blick auf den See, tanken mit dem Kanister nach und machen uns noch auf den Weg zu unserem Ausweichziel (Plan B), nach Pica. Es führt eine direkte Straße hin, 57 km ab dem Salar. Das erste Stück ist gut, doch dann kommt ein Abschnitt von ca. 10km der in katastrophalem Zustand ist, tief ausgewaschen und steinig, mit dem Jeep jedoch zu bewältigen. Während wir fast im Schritttempo hinunterhoppeln, geht die Sonne unter. Zum Glück ändert sich der Straßenzustand schlagartig und wir können noch 25km auf einer sehr guten Sandstraße fahren, sodass wir kurz nach 8 Uhr in Pica sind. Auch finden wir gleich eines der empfohlenen Hostals, es gibt ein Zimmer, die Wirtin ist freundlich, alles ist ok und billig. Auch ein Abendessen treiben wir in der Nähe auf. Schließlich sind wir sehr froh, wieder ein schönes Bett, eine Dusche und vor allem eine angenehme Höhenlage unter 3000 m zu haben.
Mittwoch, 31.10.: Das Frühstück ist auch gut, auch kann man im Ort alles Nötige besorgen. Was wir auslassen, ist das hiesige Thermalbad. Die Weiterfahrt beginnt erfreulich mit einer neuen Asphaltstraße zur Panamericana. Auf dieser geht es im Wesentlichen zügig voran. Ein kurzer Aufenthalt ist bei der Zollstation, wo die Wagenpapiere überprüft werden, sonst werden wir nichts gefragt. Danach kommt eine holprige Passage mit vielen Schlaglöchern, bis wir Richtung Calama abbiegen. Nun geht es wieder kräftig bergan, auffällig ist die Vegetation mit blühenden blauen Blumen, offensichtlich hat es hier geregnet. Wir fahren an der größten Kupfermine Chiles auf 3000m Höhe vorbei und wieder ein Stück hinunter. Calama streifen wir nur, aber wir können sehr günstig essen (Stammlokal der Taxifahrer): Haupt- und Nachspeise und Getränk: unter 10€ insgesamt. Bald danach erreichen wir Chiu-Chiu. Der winzige Ort ist schon ein bisschen touristisch herausgeputzt, weil es hier eine sehr schöne Kirche gibt. Innen hat sie eine Decke aus Kaktusholz, ist aber ansonsten nicht besonders hergerichtet. Nach einem kurzen Stopp geht es nun bald bergauf. Die Strecke ist sehr schön, vor allem, weil die Hügel leicht grün sind, dahinter sieht man schon wieder weiße Berge. 20121031_CHR4205 20121031_CHR4214 20121031_CHR4240 20121031_CHR4225 Besonders schön ist auch der Ausbau der Straße – zuerst Asphalt, dann gut geglätteter Salzbelag. Erst als wir auf die Hauptzufahrt zu den Tatio-Geysiren stoßen, wird es rau, das sind dann aber nur mehr knapp 15km. Natürlich sind wir am Abend die einzigen Touristen hier, ein erster Blick aufs Gelände ist aber interessant. Wir schlagen tatsächlich unser Zelt auf. Gut ist, dass wir im Verwaltungsgebäude hier die Küche benutzen dürfen, denn draußen gibt es keine Sitzgelegenheiten und es ist windig. Wir jausnen, trinken Tee und arbeiten noch ein bisschen am Computer. Dann ab ins Zelt: Schiunterwäsche, Socken, Fleece-Shirt und zusammengezippte Schlafsäcke – das reicht tatsächlich, kalt wird uns nicht. 20121031_CHR4269 20121031_CHR4288 20121031_CHR4314 20121031_CHR4307 Donnerstag, 1.11.: Wir stehen kurz vor 6 Uhr morgens auf, sonderlich gut schläft man hier auf 4200m ohnehin nicht. Nach einem Frühstück in der Küche schauen wir uns also – zusammen natürlich mit zahlreichen Touristen – die Tatio-Geysire an. In der Morgendämmerung dampft es wirklich ganz ordentlich. Ich finde es jedoch erst nach Sonnenaufgang wirklich schön, weil man dann auch die Berge im Hintergrund und die Farben im Thermalgebiet besser sieht.
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Man beachte am Rand des kochenden Beckens die Fußspuren eines Anwärters für den Darwin Award (wird posthum vergeben an denjenigen, der sich auf die dümmste Art aus dem Genpool der Menschen verabschiedet hat), kein Wunder, dass es hier immer wieder zu Unfällen kommt.
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Nach 1 ½ Std. machen wir eine Klo- und Einpackpause. Danach haben wir das Gelände praktisch für uns allein. Weil es recht kalt ist – ich habe keine Messung, aber ich schätze, dass es am frühen Morgen weniger als -5° waren – dampfen die Quellen auch noch in der Sonne. Jetzt bieten sich wirklich gute Fotomotive. Anschließend suchen wir das Badebecken auf, wo auch nur noch wenige Touristen sind – eine kleine deutsche Reisegruppe. Das Becken ist gut zum Schwimmen, aber das ist auf 4200m auch anstrengend, am äußersten Rand ist es auch recht schön warm, ein angenehmes Bad!
Danach fahren wir Richtung San Pedro. Nach den ersten 20km wird die Straße zum Glück besser, wieder ein glatter Belag. Bei einer Abzweigung entdecken wir in einem See eine Gruppe Flamingos. Bei perfektem Licht und schönem Hintergrund endlich das gesuchte Motiv! Auch sind sie nicht allzu scheu. Wunderschön!
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Der nächste Stopp ist ein Mini-Ort, der aber Ansätze von Gestaltung hat, weil hier alle Tour-Busse halten. Die Kirche ist hübsch, die Häuser sind im hiesigen Stil mit Steinwänden und Stroh über den Blechdächern, es wird auch gebaut. Wir bekommen gerade noch die letzten Empanadas und Spießchen, denn nach der täglichen Touristenflut wird wieder alles hochgeklappt.
Kurz nach Mittag sind wir im heißen San Pedro. Wir finden – wieder mit Hilfe von GPS – das Hotel TakhaTakha, wo der dazugehörige Campingplatz wirklich ansprechend ist. Er ist schön schattig (Nachteil: Vogeldreck), die Sanitäranlagen sind ok, es gibt einen Swimmingpool. Nachdem wir das Zelt aufgestellt haben, probiere ich den Pool aus, das Wasser ist sehr frisch. Danach gönnen wir uns eine gute Siesta im Zelt. Wieder erholt spazieren wir durch den Ort. Natürlich merkt man überall, dass man sich in dem Tourismuszentrum von Nordchile befindet.
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Das Reizvolle ist andererseits doch, wieder eine Auswahl an Lokalen und hübschen Souvenirgeschäften vorzufinden. Nach einem frischen Ananassaft brechen wir dann zum Valle de la Luna auf. Es ist zwar nicht weit entfernt, aber dort gibt es zahlreiche Fotostopps, sodass 2 Stunden eigentlich die Mindestzeit ist, die man dafür braucht. Als erstes ist ein Rundgang durch einen Canyon angeschrieben. Das erweist sich als ziemliche Kraxelei, der Canyon, teilweise eine Höhle, ist total eng. Gut, dass am Handy eine Taschenlampe ist, sonst wäre es noch mühsamer gewesen. Interessant ist das Gestein hier: Quarzadern mit Sinter überzogen, der Eindruck ist rot-weiß gemustert. Die nächsten Fotostopps gehen dann vom Auto aus. Zum Sonnenuntergang wählen wir einen nicht so überlaufenen Aussichtspunkt, zu dem der Zustieg aber recht steil und rutschig ist (keuch!). Im Abendlicht ist der Ausblick auf eine rote Felswand („Anfiteatro“), die unterschiedlichen Gesteinsformationen, Sanddünen und die Vulkane im Hintergrund wirklich grandios!
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Wir warten gar nicht bis zum letzten Moment, da das Licht schnell schwach wird. So schaffen wir es, kurz nach 8 Uhr abends ein Plätzchen in einem netten Restaurant zu finden. Ein feines Menü mit Salat, Lachs bzw. Steak, kleiner Nachspeise und 4 Seidel Bier dazu kommt uns hier auf rund 35€, was in Anbetracht der Lage und Qualität recht fair ist. Müde fallen wir bald ins Zelt, am Anfang gibt es noch Umgebungsgeräusche, aber in der Nacht ist es angenehm ruhig und die Temperatur passt auch.

Freitag, 2.11.: Wir schieben einen Pausentag ein. Hier in San Pedro kann man es doch ganz gut aushalten! Pausentag heißt dann: Gebäck fürs Frühstück besorgen, die am Abend von Menschen gefüllte Hauptstraße ist nun menschenleer, aber hier haben wenigstens zwei Läden offen, die auch frisches Weißbrot haben. Geld besorgen ist gar nicht so einfach, denn erst mit dem versteckten Bankomat bei der Post klappt das. Reiseführer Argentinien nachlesen für die nächsten Tage und Route überarbeiten, Computerarbeit erledigen, emails checken. Wifi gibt es zwar auch auf dem Campingplatz, aber es scheint grundsätzlich so ab 11 Uhr nicht mehr zu funktionieren – auch bei anderen Hotspots, wohl Überlastung. Und dann eben Blog schreiben und Bilder auswählen. Der Mittagslunch gleich nebenan im kleinen, aber sehr guten Restaurant der Hotelanlage, mit Blick auf unser Zelt, ist gut und praktisch, sodass wir nicht einmal die Rucksäcke oder den Computer einpacken und mitnehmen müssen.

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