Sonntag, 28. Oktober 2012

Chile 2012–Teil2


Montag, 22.10.: Wir sind eher früh auf, das Wetter ist schön. Zur Weiterfahrt wählen wir eine andere Route, zuerst sind 20 km etwas holprig, aber dann ist die Straße sogar besser als die andere Zufahrt. Es geht wieder durch ein Trockental, es gibt hier kaum Vegetation. Auf der Ruta 5, der Panamericana, geht es dann wieder etwas flotter Richtung Norden. Im nächsten größeren Ort Vallenar machen wir einen Tankstopp und essen ein Sandwich sowie eine gute Torte. Da der Ort mittelgroß ist, wollen wir einen Hardware-Shop suchen, da es uns nötig erscheint einen Benzinkanister zu erwerben; unser Autotank fasst genau 40l, der Verbrauch scheint etwa bei 8l zu liegen und im Norden, auf dem Altiplano kann es sein, dass es länger als 500km zur nächsten Tankstelle sind. Im Ortszentrum finden wir dann zwar einen großen Supermarkt (Einkauf auch nötig), aber nirgendwo was fürs Auto; es liegen aber noch einige Orte vor uns. Der Nachmittag vergeht dann mit Fahrt durch die Wüste. Entlang der Strecke gibt es wirklich nichts, nur Sand und Steine. Zwischen den Städten gibt es auch kaum Stopp-Möglichkeiten, nur sehr selten winzige Buden, wo man etwas trinken (oder essen???) kann. Nebenbemerkung für alle Damen, die solche Fragen interessieren: Es gibt auch keine Klos, nur an den Tankstellen (auch nicht immer), so circa alle 250km. Schließlich geht es vom Landesinneren zur Küste, die allerdings auch kaum grüner ist, dafür ist es ein bisschen diesig, oft ist es hier auch nebelig. In Chanaral tanken wir nochmals, dann ist auch schon, so gegen 18 Uhr, unser Tagesziel, der NP Pan de Azucar erreicht. Hier gibt es in einer herrlichen Bucht wirklich gepflegte und nett angelegte Campingplätze. Wir bezahlen Gebühr wie angegeben, werden aber ausnahmsweise nicht genau registriert. Bei schönem Sonnenlicht schaffen wir es noch, das Zelt aufzubauen, ein Steak zu grillen und nebenbei neugierige Wüstenfüchse zu fotografieren. Da der Zeltplatz auch einen Windschutz hat, können wir auch länger im Freien sitzen bleiben. War zwar ein langer Fahrtag (ca. 500km), aber dafür ein schöner Abend. 20121022_DSC0567


Ein wenig Sandsturm zur Begrüßung

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Zeltplatz mit Sonnen und Windschutz

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Wüstenfuchs
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Dienstag, 23.10.: Auch am Morgen scheint die Sonne, wieder können wir die Füchse beobachten. Danach unternehmen wir eine Wanderung, um die typische Vegetation hier an der Küste zu betrachten. Auch hier werden wir ein Stück von einem neugierigen Fuchs begleitet, was sehr nett ist und passende Motive bietet. Der Weg führt bequem in etwa 2km hinauf zu einem Aussichtspunkt. Typisch ist, dass Nebel einfällt, der hier für Feuchtigkeit sorgt, sodass es recht viele unterschiedliche Pflanzen gibt, von denen viele auch gerade blühen. Dieses Gebiet ist tatsächlich faszinierend, denn einige Kilometer weiter herrscht dann völlige Wüste, es wächst absolut nichts mehr!



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Da wir kurz nach Mittag mit der Tour fertig sind, wollen wir so weit Richtung Norden fahren, wie noch möglich. Bei Taltal biegen wir wieder zur Küste ab, obwohl das ein Ferienort sein soll, ist es hier wenig einladend, auch wenn es einen gepflegten Strand gibt. Allerdings ist derzeit sicher keine Badesaison, es ist nicht gerade heiß, vor allem, wenn Wolken aufziehen. Meist weht auch kräftiger Wind.
Heute finden wir die Fahrt zunehmend anstrengend, Christian hat Bauchweh (zuviel Steak, zu wenig Wasser), ich bekomme allmählich Kopfweh, weil ich die meiste Zeit fahre. Trotzdem erreichen wir so gegen 18 Uhr die große Stadt Antofagasta, wo wir übernachten wollen. Leider sind die ersten beiden Hotels, die im Reiseführer empfehlenswert klingen, ausgebucht, auch ein drittes, wo wir hingewiesen werden, hat nichts mehr. Die Chefin dort ist aber extrem hilfsbereit, zuerst findet sie für uns telefonisch ein Zimmer, dann lotst sie mich hin, indem sie mitfährt (am Plan hat sie es nicht einzeichnen können, obwohl es eh nicht so schwer zu finden gewesen wäre). Jedenfalls haben wir dann eine einfache, aber nicht unpraktische Unterkunft nahe der Markthalle. Parken muss ich das Auto in der Garage des nahen Supermarkts, der 24 Std. geöffnet hat. Nach dem Duschen gehen wir noch zur Markthalle, um eine Kleinigkeit zu essen. Weniger erfolgreich ist mein Spanisch dann in der Apotheke, denn statt einem Mittel gegen Verstopfung kriegen wir eins gegen Durchfall. Aber vielleicht löst sich das Problem eh von allein… Mittwoch, 24.10.: Während Christian sich noch etwas ausruht – es geht aber schon wieder besser – frühstücke ich, kaufe ein bisschen ein und hole das Auto. Dann geht es auf der Küstenstraße entlang nach Norden. Bis Iquique, unserem Tagesziel, sind es 400km. Die Strecke ist ganz gut zu fahren, etwas abwechslungsreicher als durchs Landesinnere, obwohl auch hier völlige Wüste herrscht, meist in Form von Steinen. Zwischendurch durchziehen aber auch rote oder schwarze Felsbänder die Schotterflächen. Im Meer gibt es auch weiße Klippen und helle Sandstrände. Sonne scheint kaum, es herrscht der typische Küstennebel, was fürs Autofahren aber sehr angenehm ist, da wir dann keine Klimaanlage einschalten müssen. Auch kommen wir an mehreren Fischeransiedlungen, Minen usw. vorbei, die zwar nicht gerade hübsch, aber typisch sind. Auffällig ist etwa ein alter Friedhof, bei dem wir einen Fotostopp einlegen: Er ist großteils verfallen, aber einige Gräber sind gepflegt (mit Plastikblumen und Stofftieren), die noch lesbaren Inschriften weisen allerdings aufs frühe 20.Jh. hin. Auch gibt es an der Küste viele Seevögel. An einem Strandabschnitt etwa sitzen unzählige Pelikane und noch viel mehr Möwen dicht an dicht – eine solche Menge haben wir bisher kaum noch wo gesehen! Nach diesem lohnenden Beobachtungsstopp ist es gar nicht mehr so weit und wir sind dann gegen 17 Uhr in Iquique. Heute klappt es – gleich beim ersten Versuch kriegen wir ein Zimmer in einer einfachen, aber netten Herberge. Das Bad ist zwar extra, aber Internet usw. gibt es, auch Frühstück und das alles für 30€ insgesamt. So haben wir noch Zeit für einen Stadtbummel. Die Fußgängerzone führt durch den historischen Stadtteil, wo in den 20er Jahren die „Salpeterbarone“ ihre Villen erbaut haben. Viele der Holzhäuser sind renoviert, es gibt aber auch noch einiges, was man herrichten könnte. Hübsch sind die Holzgehsteige. Im Zentrum gibt es sogar ein Stück Straße, wo die Leitungen unterirdisch verlegt worden sind, was in Chile sehr unüblich ist. Man merkt, dass es hier Tourismus gibt, denn es gibt einige Märkte, wo man recht günstig Alpaca-Pullover kaufen kann. Schließlich gelingt es uns sogar – wieder mit Hilfe einer Dame, die uns hinführt – in einem winzigen Laden ein USB-Kabel nachzukaufen, da eines von unseren nicht mehr funktioniert. Anschließend wählen wir ein sehr hübsches Lokal fürs Abendessen, wo es eher ausgefallene Speisen gibt. Sehr gut ist etwa ein Quinoa-Salat, aber auch der Fisch auf Andenart oder das Lama-Stroganoff sind recht gut. Als sehr sättigend erweisen sich allerdings die frischen Fruchtsäfte, die wir hier trinken: Mango, Melone oder etwas zu süß – Erdbeere. Jedenfalls werden wir gut satt und ziehen uns zufrieden an den Computer zurück. Ich buche für die übernächsten Nächte die empfohlene Terrace Lodge in Putre, an die Codpa Valley Lodge schicke ich ein Email.
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Donnerstag, 25. 10.: Nach einer ganz guten Nacht (da war es in der Stadt zum Glück ruhig) essen wir Frühstück (einfach, Selbstbedienung, aber dadurch ausreichend), ich lasse in der Codpa Lodge anrufen, da das Mail nicht beantwortet wurde, sodass wir ein Zimmer für heute fix haben. Schließlich brauchen wir noch Benzin (incl. Reservekanister) und Geld, beides erledigen wir (an zwei verschiedenen Tankstellen). Dann geht es wieder hinauf in die Wüste. Weit über 100 km ist es wirklich eine wüste Landschaft, wo überhaupt nichts wächst, die Atacama ist wirklich die ödeste Wüste, die man sich vorstellen kann! Danach geht es aber durch einen Hain von Tamaruga-Bäumen, eine Akazienart, die offensichtlich unter unwirtlichsten Bedingungen wächst. Landschaftlich interessant ist auch ein äußerst tiefes Flusstal, in das die Straße hinunterführt. Hier gibt es auch Geoglyphen zu sehen. Im Talgrund wächst auch ein bisschen Grün. Danach geht es wieder lang bergauf und bald zweigt die Asphaltstraße nach Codpa ab. Wir nähern uns allmählich den Bergen, zaghafte Vegetation, etwa Kandelaberkakteen, ist zu erkennen. An einer Stelle gibt es viele Steintürmchen, die hier zu Ehren der Pachamama aufgehäuft worden sind. Zuletzt geht es hinunter in einen engen Canyon, wir sehen die grüne Oase von Codpa. Hier wächst sogar Wein mitten in der Wüste! Bei der Lodge stehen wir allerdings vor einem verschlossenen Tor, das Anläuten bringt nichts. Aus einem ersten Telefongespräch werde ich nicht ganz schlau, ich verstehe nur, dass der Verwalter (?) in Arica unterwegs war. Bei der Reservierungsnummer erreiche ich eine Frau, deren Spanisch ich recht gut verstehe. Sie erklärte mir, dass der Verwalter in etwa einer ¼ Std. von seiner Einkaufstour zurück sein werde. Anscheinend gibt es um diese Tageszeit (½ 4 Uhr nachmittags, Siesta…) kein weiteres Personal. So sehen wir uns also den winzigen Ort an, der einige urige Gassen und eine hübsche Kirche hat, aber auch ziemlich verwaist wirkt. Dann können wir aber tatsächlich um 16 Uhr unser Quartier beziehen. Das Zimmer ist wirklich sehr schön, auch die ganze Anlage, wenn auch einige Details renovierungsbedürftig erscheinen. Erstaunlicherweise ist der Swimmingpool ausreichend sauber und warm zum Schwimmen.
Nachdem wir uns ein bisschen ausgerastet haben, fahren wir noch nach Guanacagua, dem Nachbarort, wo es eine wirklich ausnehmend hübsche Adobe-Kirche gibt. Auch können wir die Plantagen entlang des kleinen Flüsschens betrachten.
Zum Abendessen gibt es Erbsensuppe, Lachs und Eiscreme, einfach zubereitet, aber gut, wenn auch nicht wirklich originell. Anschließend plaudern wir mit einem bairischen Ehepaar, das auch hier übernachtet, sie können einiges erzählen, da sie schon viel in Südamerika herumgereist sind.
Wieder im Zimmer, haben wir dann für 2 Stunden elektrischen Strom, mehr gibt es hier nicht, aber das ist schon ok, wir müssen ohnehin genug schlafen!



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Blick auf Iquique

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Petroglyphen
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Blick auf Codpa mit der Lodge
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Freitag, 26.10.: Das Frühstück ist ok, danach wollen wir aufbrechen. Da erfahren wir, dass ein Stück Straße gesperrt ist, zum Glück gibt es eine Umfahrungsmöglichkeit. Der Chef der Anlage lotst uns und die Bayern zur Abzweigung, dann geht es ein paar Kilometer lang eine wilde Piste stellenweise steil hinunter, dann sind wir wieder auf der gekennzeichneten Straße. Bald danach sind die Petroglyphen von Cerro Blanco angeschrieben. Wir laufen ein wenig herum, bewundern den kleinen Bach mit seiner beeindruckenden Vegetation, können aber keine Felszeichnungen sehen – erst am Rückweg, fast schon an der Straße, sehe ich, dass sie auf Felsbrocken drauf sind, die auf einem Abhang herumliegen. So können wir sie uns also noch bequem ansehen, wenn auch auf einem steilen Steig. Wir schnaufen ein bisschen, denn im windstillen Flusstal ist es am frühen Vormittag schon heiß.


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Die Straße ist zunächst von guter Qualität, sogar mit einem Belag für ein Stück, und führt allmählich höher. Nach dem nächsten Ort wird sie jedoch stellenweise holprig, vor allem geht es viele Male hinunter in ein Flusstal und auf der anderen Seite wieder hinauf. Die wenigen Ansiedlungen sind natürlich in diesen Flussoasen. Insgesamt wird die Landschaft jedoch immer grüner, je höher wir hinaufkommen. Zunächst gibt es vereinzelte Kandelaberkakteen, bald aber sind die Hänge von verschiedenen Kakteen, die auch z.T. blühen, und Sträuchern bedeckt, auch blühende Polsterpflanzen wachsen hier. Diese Vegetation lädt zu einigen Fotostopps ein. Auch tauchen in der Ferne die ersten Schnee bedeckten Berge auf.


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Kandelaberkakteen
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Die Vegetation ist etwas anhänglich


Belen ist eine etwas größere Ortschaft, die jedoch auch nicht gerade belebt wirkt. Sie hat aber zwei ganz schöne Kirchen, eine mit einem verzierten Portal, die andere mit einem Strohdach, dazu schöne kleine Glockentürme. So bietet eine kurze Runde durch den Ort, der etwas über 3000m hoch liegt, einige Motive und Gelegenheit, sich allmählich an die Höhe zu gewöhnen.

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Ein Stück später leuchtet dann die Tankuhr auf, wir füllen also unseren Reservekanister ein. Viel weiter als 450km würden wir hier heroben sicher nicht mit dem Tank kommen!
Bald danach ist die Asphaltstraße erreicht, auf der dichter und gefährlicher LKW-Verkehr herrscht, so kommt uns ein Laster in einer unübersichtlichen Kurve entgegen, es geht sich zum Glück aus. Die Landschaft ist aber großartig, nach weiteren 30km blicken wir auf Putre, das in einem grünen Talkessel vor der Nevada de Putre (ca. 5700m, Schnee bedeckt) auf ca. 3500m Seehöhe liegt. Wir finden auch gleich die Terrace Lodge, die klein und hübsch ist. Sehr angenehm ist jedoch die Chefin, die fließend Englisch spricht und auch viele Informationen zu bieten hat, sodass wir unseren Aufenthalt gut planen können. Weil hier alles passt und weil es in der Nähe so viel zu tun und anzusehen gibt, hängen wir gleich eine 3. Übernachtung an. Die Lodge kostet etwa die Hälfte der Codpa Valley Lodge bietet aber etwas mehr Komfort. Nachdem wir ausführlich geplaudert haben, spazieren wir gegen 6 Uhr hungrig durch den Ort, vor 7 Uhr kann man aber nicht essen gehen, nach 8 Uhr auch nicht mehr – ziemlich enger Zeitrahmen, aber schon ok. Rund um die nett hergerichtete Plaza (vom optischen Gesichtspunkt her stehen allerdings zu viele Masten herum) gruppieren sich 2 Restaurants, einige Kunsthandwerk/Souvenirläden und Lebensmittelgeschäfte. Ich erstehe eine schöne Tischdecke. Schließlich gehen wir essen, es gibt einen großen Topf Nudelsuppe, Salat, Brot, als Hauptgericht Alpacafleisch mit Reis (sehr zart und gut). Mit den Getränken (Limo und Wasser, auf Alkohol verzichten wir in dieser Höhe) zahlen wir gerade knapp 15€, hier ist es also trotz eines gewissen Tourismus nicht gerade zu teuer! Als wir aus dem Lokal kommen, beleuchtet noch tolles Abendlicht die Berge – sehr viel versprechend!
Auch fragen wir noch nach, tatsächlich kann man hier Benzin (sozusagen pro Kanister à 20l) kaufen, das beruhigt, sonst könnten wir hier nämlich nichts unternehmen. Tankstellen gibt es hier nämlich nur in den beiden Küstenstädten Arica und Iquique, die auf direkter Route 300km auseinander liegen, im gesamten Altiplano dahinter gibt es keine einzige Tankstelle, allerdings wissen wir jetzt, dass man Benzin bestellen oder eben wir hier im Geschäft kaufen kann, was entscheidend ist.

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