Dienstag, 20. November 2012

Chile–Seenland

Freitag, 16.11.: Wir bleiben noch einen Tag hier, ein Pausentag ist wieder unbedingt notwendig, um alles aufzuarbeiten und die Reiseplanung zu aktualisieren. Das Wetter passt auch dazu, es ist angenehm, aber bewölkt heute.
Das Landhaus San Sebastian im Internet unter: http://www.landhaus-pucon.de/index.php/de/
Am Nachmittag fahren wir dann zu den Thermen Los Pozones (ca. 30km), die in einem hübschen Seitental liegen. Dort gibt es mehrere schön in Stein gefasste natürliche Becken, dazwischen recht gepflegte Grünflächen. Das Wasser ist sehr angenehm und wir sind am frühen Nachmittag zunächst die einzigen Besucher. Das Wetter passt auch noch, in der Ferne grollt ein Gewitter, aber über uns scheint noch die Sonne.
Bei der Rückfahrt beginnt es dann aber schon zu regnen. Mittagsstopp in einem “Tiroler” Restaurant, annehmbare Forelle.

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Wir fahren dann nach Pucon, um ein paar Erledigungen zu machen: Wir lassen das Reserverad überholen, damit es nicht weiter Luft verliert und kaufen wieder Vorräte ein.
Zurück im Landhaus widmen wir uns wieder dem Computer – endlich gehen unsere Argentinien-Blogs online.
Das Abendessen ist wieder ausgezeichnet, Fisch mit einem Rote-Rüben-Souffle; auch die Nachspeise – Bananen mit weißer Schokolade – mundet sehr. Wir werden dieses Haus sicher in bester Erinnerung behalten!

Samstag, 17.11.: Wir brechen halbwegs früh auf, es ist noch bewölkt, in Pucon regnet es auch noch. Wir erkundigen uns in einem Reisebüro (TravelAid), ob man von hier die Fähre in Hornopiren buchen kann, aber das ist zu kurzfristig, wir werden also doch nach Puerto Montt fahren müssen. Nach ein paar weiteren Einkäufen, die sich ergeben (Brennspiritus für den Trangia und eine Festplatte, da der Speicherplatz vielleicht doch knapp werden könnte) geht es – zunächst im Regen – weiter durch eher landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. In Conaripe hört es dann zu regnen auf – genau richtig. Das Tal hinein zu den Termas Geometricas ist bereits sehr schön. Die Thermen selbst begeistern uns dann total: Nicht nur die hübsche Architektur, sondern besonders die großartige Schlucht mit den dampfenden Quellen und der üppigen Vegetation. Wir gehen zuerst durch und fotografieren eifrig. Dann erst wählen wir eine Umkleidekabine – es gibt praktischerweise bei jedem Pool welche mit Kästchen. Gut 20 Pools, alle schön mit Schieferplatten verkleidet – stehen zur Auswahl. Die Temperatur geht bis gut 40°, was wir sehr genießen.
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20121117_CHR6322Auch die dazu gehörige Cafeteria ist sehr nett mit einem großen Holzfeuer. Hier essen wir eine gute Gemüsequiche, bevor wir weiterfahren. Es ist noch nicht allzu spät, sodass wir noch eine größere Etappe von gut 200km hinter uns bringen, bis an den See von Puyehue. Dort sehen wir uns nach einem Quartier um und haben ein gutes Händchen, ein nettes Hostal am Seeufer, gut 2km von der Hauptstraße entfernt, mit einer sehr freundlichen Besitzerin, die auch deutsch spricht.
Weil wir nicht mehr essen gehen wollen, dürfen wir dort in der Küche unsere Jause auspacken. Das Zimmer ist recht schön mit Blick auf den See.
Am Abend gehen wir zuerst zum See, wo es schöne Blicke gibt, und dann auf die Zufahrt oberhalb des Hauses – von hier haben wir einen tollen Blick auf den Vulkan Osorno und weitere Bergspitzen im Abendlicht. Ein schöner Tagesabschluss!

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Sonntag, 18.11.: Leider ist in der Früh wieder Hochnebel, was aber den Vorteil hat, dass man nicht so früh aufstehen muss. Nach einem wirklich sehr guten Frühstück fahren wir das Stück (ca. 25km) in den NP Puyehue. Der ist im Eingangsbereich recht touristisch, da es hier auch ein Thermalbad gibt. Wir machen eine Kurz-Foto-Wanderung zu Stromschnellen. Der Weg führt durch sehr schönen valdivianischen Regenwald, der Himmel ist grau und ganz gut für Waldfotos geeignet. So brauchen wir für den kurzen Spazierweg ohnehin fast 2 Stunden. Wir sind gar nicht so traurig, dass das Wetter für die zweite mögliche Wanderung (gut 1 Std. bergauf zu einem Aussichtspunkt) nicht geeignet ist.
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Da wir noch Fleisch haben und es schöne Grillplätze gibt, entscheiden wir uns für eine ausführlichere Mittagspause. Rund um uns grillen bereits zahlreiche chilenische Familien, das Wasser läuft einem ohnehin schon im Mund zusammen. Unser Mahl fällt sicher bescheidener aus, aber zu den Schopfbratenstücken gibt es noch Spiegelei und einen Salat aus Karotten und Mais, sonst haben wir gerade kein Gemüse. Jedenfalls werden wir gut satt. Als man aber 7000 Pesos (mehr als 10€) für den Grillplatz kassieren will, stellen wir uns blöd. Wir haben auch den Eindruck, dass das Abzocke der Touristen ist, denn der „Kontrollor“ spricht keine einzige der anderen Familien an, nur uns. Dass man in einem NP Eintritt zahlen muss oder ev. Parkgebühr ist schon ok, aber Gebühr für den Picknickplatz? Wir sind froh, dass wir hier nicht campiert haben, das wäre wahrscheinlich fast so teuer geworden wie das gute Zimmer im Hostal!
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Danach geht es auf guter Strecke weiter – zuerst ein Stück zurück und dann quer über Land zum nächsten See. Wieder ist die Strecke ganz schön und ländlich, manches sieht wie bei uns aus. Doch dann taucht der Vulkan Osorno aus den Wolken auf – faszinierend. Am späten Nachmittag sind wir dann in Frutillar, einer deutschen Gründung, das Dorf am See Llanquihue gilt sozusagen als Freilichtmuseum (es hat auch eines) und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Warum, wird gleich klar: Überall gibt es Kuchen.
Zwei sehr adrett herausgeputzte Hotels sind uns zu teuer, wir nehmen doch mit einem einfacheren Hostal Vorlieb. Es liegt auch schön, Blick auf See und Vulkan, die Bedienung ist freundlich, das Zimmer halt schon etwas abgewohnt, dafür kann man im Hof parken, wo es auch junge Katzen gibt.
Wir spazieren durch den Ort, sehen uns die Villenarchitektur an und kehren natürlich zu Kuchen und Kaffee ein: gut und sehr reichlich.
Nach einer Ruhepause gehen wir noch einmal den Blick auf den Vulkan im Abendlicht fotografieren und holen uns ein einfaches Abendessen. Am Abend ist es im Ort dann sehr ruhig.

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20121118_DSC086420121118_DSC086620121118_DSC087320121118_DSC091320121118_DSC0912Montag, 19.11.: Das Frühstück ist ausgesprochen reichlich, es gibt sogar Kuchen nach Wahl (Himbeer- oder Apfelkuchen, beides sehr gut). Danach fahren wir nach Puerto Montt (ca. 50km) und finden schon beim zweiten Versuch das Büro der Schiffahrtslinien (statt einer Hausnummer wäre der Hinweis, dass es im Passagierterminal am Hafen ist, hilfreicher…). Hier gelingt es mir auch schnell und ohne Probleme, für Mittwoch die Fähre zu reservieren und zu bezahlen, die für morgen ist ausgebucht.
So können wir uns also etwas Zeit lassen, da auch das Wetter noch grau ist, der Hochnebel beginnt sich aber aufzulösen. Wir schlendern die Reihe der zahlreichen Souvenirshops entlang, irgendetwas kann man ja immer brauchen, und werden auch fündig: eine leichte Hose, ein Hemd, Alpacafell für die Wand daheim beim Ofen und ein paar Mitbringsel … Anschließend gönnen wir uns den typischen Eintopf Curanto: Er besteht aus großen Muscheln, Hühnerfleisch, Geselchtem, Würsten und Kartoffeln. Das sieht wild aus und klingt auch extrem, aber gerade die Muscheln schmecken dadurch wirklich gut. Weißwein dazu ist aber recht notwendig!

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20121119_DSC0950Sehr satt fahren wir dann weiter, inzwischen ist es sonnig geworden und schon auf der Fahrt nach Petrohue gibt es schöne Blicke über den See zum Vulkan Osorno.

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In Ensenada wählen wir dann ein strategisch gelegenes Quartier; da es hier nicht viel Auswahl gibt, wird es eine Cabana, die zwar für ihre Größe sehr billig ist, aber doch auch einige funktionale Mängel aufweist; am meisten stört mich beim Schlafen, dass das Bettzeug leicht nach Rauch riecht. Ich werde in Zukunft also auch noch am Bettzeug schnuppern…
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Wunderschön ist dann unser weiteres Nachmittagsprogramm: Zuerst schauen wir uns die Stromschnellen von Petrohue im strahlenden Licht an: Grün-weißes Wasser schäumt hier zwischen Lavafelsen hindurch, gleich dahinter steht der Osorno. Sehr beeindruckend!
Wir fahren noch das Stück weiter zum Lago Todos Santos, wo die meisten Touristen lange Bootstouren unternehmen, was uns aber weniger reizt. Nach einer erholsamen Kaffeepause in der dortigen eleganten Lodge gehen wir am schwarzen Strand ein wenig spazieren mit Blick auf die hohen Berge ringsum.
Wieder zurück in Ensenada sehen wir uns noch die Laguna Verde, eine Seebucht mit grünen Algen an. Anschließend fahren wir im besten Spätnachmittagslicht hinauf auf den Vulkan – es führt nämlich eine Asphaltstraße 13km hinauf bis zu einem kleinen Schigebiet und überwindet einen beachtlichen Höhenunterschied. Wir haben dabei eine ganz tolle Fernsicht. Das hätten wir wohl nicht unternommen, wenn wir die Fähre gleich für morgen bekommen hätten, was schade gewesen wäre.
In der Cabana essen wir dann Käse und Salat zu Abend, dann schauen wir noch vom Strand auf den Berg im Abendlicht – eine absolut tolle Landschaft hier!

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20121119_CH16655Dienstag, 20.11.: In der Nacht wird es empfindlich kühl und auch beim Frühstück ist es noch frisch. Wir können uns aber ein bisschen Zeit lassen, denn die heutige Fahrtstrecke ist nicht allzu lang.
Um ½ 10 Uhr brechen wir dann auf; zunächst geht es auf Asphalt durch Wald und über einen kleinen Pass, bald ist aber der Fjord erreicht, an dem wir dann weiter entlangfahren. Der Großteil der Strecke ist dann Schotterstraße, die Qualität ist nicht schlecht, aber es gibt genug Kurven. Auch ist die Landschaft sehr schön, sodass wir immer wieder Fotostopps einlegen können. Der Blick geht vor allem über den Fjord auf den Vulkan Yalten.
Der Hauptort Puelo liegt am gleichnamigen Gebirgsfluss und scheint vor allem bei Fischern beliebt zu sein, was angesichts der schönen Flüsse hier nicht wundert. Hier bekomme ich in einem Laden wieder frisches Brot und auch Wurst, sodass wir dann ein Stück später recht nett picknicken können. Die Straße ist in diesem Abschnitt recht schmal und führt sehr schön am Hang entlang mit tollen Blicken auf den Regenwald und den Fjord. Insgesamt ist diese wenig befahrene Strecke sehr lohnend.

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Weniger schön sind dann die letzten 60km, die bereits auf der Carretera Austral sind. Die Straße ist zwar recht breit ausgebaut bzw. wird gerade verbessert. D.h. zum Teil gibt es wieder einmal Baustelle. Danach führt sie auch ziemlich bergauf und bergab, aber meist durch Buschwald ohne viel Aussicht. Was unangenehm ist, ist das verhältnismäßig starke Verkehrsaufkommen, das zu einer ständigen Staubentwicklung beiträgt. Mitten in der Staubwolke – zwei Tourenradfahrer (interne Zählung: Panamericana: 7 / Altiplano: 1 / Ruta 40: 3 / Carretera Austral: 2).
Kurz nach 3 Uhr sind wir dann in Hornopirén, zwar eine kurze Tagesetappe, aber alles von gestern und heute in einem Tag wäre wohl zu viel gewesen. Wir nehmen wieder eine Cabana, die ist diesmal hübscher ausgestattet und stinkt nicht. Der Vorteil davon ist, dass man sich mehr ausbreiten kann als in einem Zimmer und man kann auch selbst etwas kochen. Wir haben aber vor, hier am Abend essen zu gehen.

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