Samstag, 27. Oktober 2012

Chile 2012–Teil1

Dienstag, 16.10.: Wir kommen nahezu pünktlich, etwa gegen ½ 10 Uhr morgens Ortszeit in Santiago an. Das Warten aufs Gepäck ist wie immer lang und nervig, aber beide Reisetaschen tauchen ganz auf. Auch die Abholung durch Seelmann/Autovermietung klappt. Das Wetter ist strahlend sonnig und heiß. Als wir dann aber den Papierkram erledigen, gibt es ein Problem – unsere monatlichen Kreditrahmen sind nicht ausreichend, da wir auch die gut 4200.-€ teure Galapagos Reise bezahlt haben, und Mastercard offensichtlich meine gewünschte Erhöhung des Kreditrahmens nicht durchgeführt hat. Da wir auch nicht mit unseren Handys ins Ausland telefonieren können (bei manchen Handyfirmen in Chile ist zu der internationalen Kennung 043 noch eine weitere nötig, die aber bei jedem Anbieter anders ist), bleibt uns schließlich nichts anderes übrig, als ins Stadtbüro von Seelmann zu fahren. Auf der Fahrt habe ich zumindest Gelegenheit gleich meine Spanischkenntnisse zu testen, denn mein Fahrer plaudert fröhlich die ganze Zeit, ich verstehe gar nicht so wenig, wenn auch nicht alles. Im Büro werden wir dann von Tiemo Speckhardt, einem Deutschen, betreut und nach zwei Telefonaten mit Paylife gelingt es endlich, die Automiete (es sind weniger als 3000 € für die 64 Tage) abzubuchen. Jedenfalls haben wir wieder etwas für zukünftige Reisen gelernt – den Kreditkarten-Rahmen sollte man auf alle Fälle vorher checken und ggf. erweitern! Am frühen Nachmittag geht es dann weiter, zunächst bis zu einem ganz modernen neuen Einkaufszentrum mit interessanten archetektonischen Spielereien (Wasserfall). Nach einem Lunch (Salat) kaufen wir groß ein, wir müssen ja auch fürs Camping gerüstet sein. Alles in allem dauert das wieder 2 Stunden. Leider erwischen wir dann beim Weiterfahren die falsche Abfahrt und so irren wir noch einige Zeit herum, bis wir endlich mit Hilfe einer Karte und GPS am Handy die richtige Ausfallstraße treffen (im Bereich der Stadtautobahnen ist die Beschilderung eher unklar für Fremde oder nicht vorhanden). Deshalb erreichen wir erst am Abend unser Tagesziel, den kleinen Ort Olmue am La Campana-NP. Zum Glück gibt es dort eine gewisse Auswahl an Quartieren, wir finden ein Hüttchen um ca. 35€ incl. Frühstück für beide zusammen, sogar mit Dusche und WC. Essen gibt es allerdings keines mehr. Zum Glück haben wir genug eingekauft. Der Tag war also deutlich länger als geplant, aber das ist ja am Anfang einer Reise meistens so… Mittwoch, 17.10.: Nach dem Frühstück (bescheiden, aber immerhin) fahren wir die letzten 3 km zum NP; dort werden wir äußerst freundlich empfangen. Gleich danach wissen wir, dass es richtig war, einen Jeep zu mieten, den die Piste zu den Zeltplätzen ist nur für Allradfahrzeuge zu bewältigen! Wir stellen das Zelt auf und gehen wandern. Da es heute den ganzen Tag neblig ist, widmen wir uns der Botanik. Im NP gibt es zahlreiche Blütenpflanzen, die hübsche Motive bieten. Außerdem sehen wir auf dem ersten Spaziergang auch Kolibris.








Bei der Mittagsjause läuft dann allerdings eine fette Vogelspinne unterm Tisch durch, was nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Anschließend gehen wir noch eine größere Runde. Von der Vegetation her ist dies einer der interessantesten Nationalparks und wir sind mit unserem ersten Tag sehr zufrieden. Abends grillen wir. Nach einem längeren Kampf mit dem eingerosteten Brenner ist auch unser Trangia-Kocher wieder einsatzfähig. Jedenfalls fallen wir bei Sonnenuntergang müde ins Zelt.

 



Donnerstag, 18.10.: Wir schlafen aus, frühstücken, leider immer noch unter Hochnebel. Dann begleichen wir unsere Rechnung und bekommen unsere gewünschten NP-Pässe: Damit können wir fast alle NP in Chile besuchen, ab dem 5. NP sozusagen gratis. Die nette Rancherin verrechnet nichts fürs Camping (Sonderkondition für die ersten Österreicher, die einen NP-Pass erwerben?). Im Ort gehen wir noch mal einkaufen, all das, was wir beim ersten Großeinkauf vergessen haben. Danach finden wir bei einer Tankstelle einen Internetzugang, wo wir die restlichen Landkarten aufs Handy laden können, die sind doch sehr wichtig und äußerst gut gemacht (City Maps als Android Version um ca 4.-€) Außerdem kaufen wir eine – wenn auch nicht allzu genaue – Straßenkarte. So ist es schon Mittag, als wir gen Norden weiterfahren. Ein Teil der Strecke geht zügig über die Autobahn. Danach fahren wir auf guten Straßen über den Ort Illapel ins Landesinnere und erreichen gegen 16 Uhr die Riserva Nacional Las Chinchillas. Hier leben wieder Chinchillas in freier Wildbahn. Die putzigen Tierchen, die in Chile endemisch sind, waren bereits völlig ausgerottet. Auch hier werden wir herzlichst empfangen. Wie schon im letzten NP bin ich froh, dass ich ein bisschen Spanisch kann, sonst geht hier gar nichts. Wir stellen unser Zelt unter Akazien auf. Inzwischen strahlt die Sonne und wir sind auf den letzten 100 km offensichtlich schon ins semiaride Klima gewechselt. Danach drehen wir eine gemütliche Runde auf einem gut angelegten Naturlehrpfad zwischen Kakteen. Da es noch schön warm ist, zünden wir wieder ein Grillfeuer an; heute schmeckt das Essen noch besser, weil das Klima angenehmer ist. Den zweiten Naturlehrpfad schauen wir uns nur an, für einen Spaziergang ist es schon zu spät geworden. Wir sind müde genug, früh ins Zelt zu kriechen. Freitag, 19.10.: In der Früh, nach Frühstück und Zeltabbau, besichtigen wir noch das Nocturama. Es ist zwar klein, aber wir können hier die unterschiedlichen kleinen Nagetiere sehen, die in der Wüste leben, nicht nur Chinchillas, sondern auch verschiedene „Ratons“, zum Teil recht winzig, die auf Kakteen klettern. Da sie alle nachtaktiv sind, besteht kaum Chance, dass man sie in freier Wildbahn erblickt.

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Die Weiterfahrt erweist sich als landschaftlich sehr schön, aber ausgesprochen kurvenreich. Nach deutlich längerer Fahrt als erwartet passieren wir den Ort Ovalle. Danach geht es ins Tal des Rio Hurtado. Direkt an der Strecke liegt das Monumental Nacional Pichasca, das wir uns deshalb nicht entgehen lassen (für die Zufahrt ist der Jeep wieder sehr nützlich). Wegen einer Baustelle müssen wir zwar zusätzlich gut ½ Std. mehr gehen, aber die Landschaft ist lohnend. Wieder führt ein gut angelegter Lehrpfad mit Schautafeln durch das Gebiet. Wir sehen versteinerte Araukarienbäume, Stellen, wo man Dinosaurierknochen gefunden hat, einen nachgebauten Dino und einen beeindruckenden Felsüberhang, wo man Felsgravuren gefunden hat. Dazu gibt es schöne Ausblicke ins grüne Flusstal mit Weingärten und die bunten Berge dahinter.

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versteinerter Baumstamm
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Wer findet den Saurier?
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Da es jetzt schon 4 Uhr vorbei ist und die Strecke nun auf schmaler und noch kurvenreicherer Sandstraße weiterführt, beschließen wir, eine empfohlene Übernachtungsoption, die Hacienda Los Andes, anzusehen. Das ist zwar kein Billig-Quartier, aber der erste Eindruck ist so angenehm, dass wir gerne bleiben. Der Hof (v.a. für Reiter) liegt im Flusstal umgeben von nahezu subtropischer Vegetation mit einem herrlichen Innenhof. Nach Bezug unseres Zimmers gehen wir noch am Bach spazieren. Dann gibt es Abendessen, das zwar nicht speziell, aber doch sehr gut ist (Tomatensuppe, Hühnchen mit Sauce, Erdbeercreme). Wir sind zunächst die einzigen Gäste, später kommt noch ein Paar an. Wir genießen den Abend, leider ist auch die Chefin nicht anwesend, sodass wir keine Tour im dazugehörigen privaten Observatorium (!) machen können. Dafür schlafen wir sehr gut.

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Samstag, 20.10.: Gut ausgeschlafen gönnen wir uns ein wirklich angemessenes Frühstück (die Hacienda gehört deutschen Besitzern, deshalb gibt es auch eine deutsche Praktikantin, mit der wir plaudern können, und eine Frühstücksbuffet). Danach beschließen wir, eine Wanderung zu machen, weil uns die Landschaft hier ausgesprochen gut gefällt und weil wir die markierten Wanderwege nutzen wollen. Begleitet vom braven Haushund geht es zunächst entlang einer Quebrada (trockenes Flusstal) bergauf. Die Kakteen und stacheligen Büsche heben sich von den felsigen Bergen und dem grünen Flusstal schön ab. Nach gut einer Stunde kommen wir hinunter zu den Pferdeweiden am Fluss. Auf dem Rückweg rasten wir uns auf „Noodie-Island“ mit Bambusliegen aus, baden geht aber nur der Hund, so heiß ist es nun doch noch nicht, obwohl die Sonne schon kräftig strahlt. Zu Mittag machen wir noch einen Internetcheck (immer noch kein funktionierender Kreditrahmen!), bevor wir wieder losfahren.

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Bis Vicuna im Valle del Elqui sind es laut Angabe knapp 50 Kilometer; die Straße ist aber eher eine Piste mit unzähligen engen Kurven. Zunächst geht es hoch hinauf über einen Pass, es folgen aber noch zwei weitere Übergänge und zahlreiche Windungen durch Flusstäler. Zweifellos mühsam zu fahren, aber landschaftlich vom Feinsten: Bunte Felsen, grüne Täler mit Weingärten – einsame Landschaft; während 2 Stunden Fahrt (und ca. ½ Std. Fotostopps) begegnet uns genau ein Fahrzeug! Die Straße sollte zwar angeblich für PKW befahrbar sein, aber wir sind sehr froh einen Jeep zu haben, es ist stellenweise recht steil und rau. Weil der Tag schon fortgeschritten ist, wollen wir in Vicuna übernachten und finden auch bald ein empfohlenes Quartier: Hostal Valle Hermoso: altes Haus mit Patio, hübsches Zimmer (DZ mit Bad und Frühstück ca. 40€). Nach Reservierung und Plaudern ist es ca. 16 Uhr. So beschließen wir, doch das laut Reiseführer so sehenswerte Valle del Elqui zu besichtigen. Das Tal ist ganz nett, aber nicht so ursprünglich wie das Valle Hurtado gestern, dafür ist die Straße besser. Wendepunkt der Strecke ist das „Künstlerdorf“ Horcon, wo es zwar ein paar ganz nette Dinge gibt, uns ist es aber zu touristisch. Im Dorf Pisco, das auch nur mäßig sehenswert ist, gehen wir dafür gut, typisch und recht günstig essen, was unsere Stimmung sehr steigert (erste Mahlzeit seit dem Frühstück). Im Vergleich zur Strecke gestern und heute zuvor war dieser Ausflug optisch nicht wirklich lohnend, aber das weiß man vorher ja nie. Zurück in Vicuna ist dafür noch Zeit für einen netten Bummel; hier finde ich auf dem Markt sogar eine hübsche Kette. Dann kosten wir einen Pisco Sour (National-Aperitiv) und futtern noch Empandas (Teigtaschen, typischer Snack). Im Quartier schaffen wir es dann sogar noch, die Computer einzuschalten.

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Sonntag, 21.10.: Das Frühstück ist sehr nett, viel frisches Obst! Danach fahren wir zügig zu unserem Tagesziel. In La Serena brauchen wir allerdings wieder unsere GPS-Karte um auf die Hauptstraße („Geländewagenabkürzung“) zu finden. Danach geht es eher flott auf der Panamerikana nach Norden. An die Küste zur Riserva Nacional Penguines de Humboldt sind es dann etwa 50 Kilometer Erd- bzw. Salzstraße von wechselnder Qualität. Um ca. ¾ 1 Uhr sind wir dort. Gleich stoßen wir auf einen Touranbieter und schon ein paar Minuten später sitzen wir im Boot. Es ist ein kleines Motorboot, gerade für 8 Touristen. Zunächst geht es etwa eine halbe Stunde quer über die Bucht, der Seegang ist zum Glück schwach, zunächst ist es leicht bewölkt. Kurz vor der ersten Insel des NP sehen wir dann eine Gruppe von Großen Tümmlern, wir umkreisen einander ein paar Mal, aber sie sind nicht verspielt.

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Danach fahren wir die faszinierende Lavaküste der Insel ab und sehen eine Unmenge an Tieren! Es gibt Seelöwen, zwei Arten von Kormoranen, eine davon besonders schön bunt, Tölpel, Pelikane und natürlich Humboldt-Pinguine! Letztere brüten hoch oben auf der Insel, sitzen aber auch in kleinen Gruppen am Ufer. Dazu kommen noch Seeotter, die angeblich Jagd auf die Pinguine machen. Außerdem ist es inzwischen schön sonnig geworden. Es ist eine der interessantesten Bootsfahrten dieser Art, die wir bisher gemacht haben! 

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Zweites Ziel ist die Isla Damas, wo wir für eine Stunde an Land gehen. Sie hat schöne Sandstrände, Kakteen, bewachsen mit Flechten, schöne Blumen und ist insgesamt sehr sehenswert. Auf einem Naturlehrpfad können wir sie in der kurzen Zeit ein bisschen überblicken und fotografieren. Auch hier gibt es zahlreiche Vögel, vor allem Möwen und Geier.

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Die Rückfahrt dauert nicht allzu lang, um 16 Uhr sind wir wieder zurück. Nach Bezahlung der Tour (20 € pro Person, zwar doppelt so viel wie im Reiseführer angegeben, aber dennoch eigentlich ein Schnäppchen und absolut sein Geld wert!!) suchen wir uns einen Campingplatz am Meer. Es gibt mehrere, doch die meisten scheinen geschlossen. Wir werden aber bald fündig und haben ein ruhiges Plätzchen mit Meeresblick und –rauschen. Gegen 17 Uhr wird es Zeit, auch einmal etwas zu essen. In der Nähe wird uns ein Restaurant empfohlen. Es ist einfach, aber typisch und ansprechend. Der Fisch ist natürlich frisch und ausgezeichnet. Mit Salsa und Brot, einer Flasche Wein und Papayakompott als Nachspeise werden wir auch gut satt.

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Sehr zufrieden mit diesem Tag ziehen wir uns auf den Campingplatz zurück.

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